Anno 1596
ist in der Pfarrkirche zu Gaunersdorf der Taufstein gemacht worden und mit folgender Aufschrift verzieret:
Fr: S:F:F: Ao DO: MDLXXXXVI EVTESDOCe . TEO. E S G E T E S
B A P T I Z A T E S E O S - I N N O E
P R I S E T F I L I I E T S P I R I T
S: M A T: C A P: 28.
Anmerkung: Dieser Taufstein ist durch den derzeit lutherischen Pfarrer in Gaunersdorf angeschafft und noch durch acht ganze Jahre von den Lutheranern gebraucht worden.
Anno 1600
ist durch Johann Wendler, Müllermeister, der Plan zu einer neuen Mühle an dem Wiesbache entworfen worden.
Er führte mit Bewilligung der sieben Hausbesitzer ober der zu bauenden angefangenen Mühle den Wiesbach durch ihre Gärten;
dagegen verband sich Johann Wendler für seine Nachkommen zu ewigen Zeiten, diesen sieben vorgemeldeten Bürgern
eine immerwährende Schadloshaltung zu geben; und zwar
erstens
dass allzeit diesen Bürgern alsogleich vor allen andern sollen ihre Früchte gemahlen werden,
zweitens
daß niemals und zu keiner Zeit ein Maßel von diesen zu vermahlenden Früchten wird abgenommen werden.
Bezeugt Georg Marschall.
Anno 1604
Ist der Markt Gaunersdorf wiederum zur römisch-katholischen Kirche bekehrt worden, welche eine in Marmorstein
eingehauene lateinische Aufschrift ob den Rathsherrn-Stühlen im Presbiterium an der linken Seite in der Pfarrkirche in Gaunersdorf
bezeugt und hier in nächster Seite zu lesen ist:
Gott dem allerhöchsten Wesen, im Jahre 1604 unter der Regierung Kaiser Rudolf des II. ist der Ort Gaunersdorf wieder
zur wahren römisch-katholischen Religion übergegangen unter Leitung des damaligen Bischofs zu Wien, Melchior Klesel,
durch Sorgfalt des derzeitigen Abtes zu den Schotten Georg Strigel, und Mitwirkung dessen Vikars Pater Jakob Donfried
zur größten Ehre des Allmächtigen und ewig schuldigen Dank der Nachkommenschaft.
Anno 1607
wurde mit Erlaubnis hoher geistlicher Obrigkeit in der Pfarrkirche zu Gaunersdorf die Sanct Sebastiani Bruderschaft eingeführt.
Bis zu diesem Jahr hat Herr Eduard Lehrl sen die Abschrift verfertigt, ab 1610 setzt Herr Anton Ließ diese fort.
Anno 1610
hat Matthias der II. von Gottes Gnaden König zu Ungarn, Erzherzog zu Österreich, dem Markt Gaunersdorf ihre althergebrachten
Freiheiten, Comunitäten und bestätigt, dem Original gleich lautend, welches in der Bürgerlade aufbewahrt lieget.
Wir Mathias der andere, von Gottes Gnaden, zu Hungarn, Dalmatien, Croatien, Slavonien König, Erzherzog zu Österreich, Burgund, Steyer, Kärnten, Krain etz.etz.
bekennen für Uns und Unsere Erben, und tun kund menniglich mit diesem Brief, daß für Uns kommen sind Unser getreue Bürger gemeiniglich zu Gaunersdorf,
die Uns demütiglich haben bitten lassen, Ihre von alter Zeit hergebrachte Freiheit, Recht und Privilegien, alt löbl. Gewohnheit und Herkommen
von weil. Kaiser, Könige u. Fürsten von Österreich löbl. Gedächtnis erworben u. bestätigt wurden, besonders von weil. dem durchlauchtigsten,
großmächtigsten Fürsten Herrn Rudolfo den andern Römisch. Kaiser Unsern freundlichen geliebten Brüdern confirmiert und bestätiget wurden,
u. desselben Briefes datiert Prag, der 28. Tag des Monats August nach Christi unseres lieben Herrn und Seligmachers Geburt, eintausend fünfhundert achtundsiebzigsten Jahre den sie Uns originaliter vorgebracht haben, als jetzt regierender Herr und Landesfürst in Österreich auch zu erneuern und zu bestätigen, gewähren.
Da haben wir angesehen die fleißige, demütige Bitte auch den getreuen Gehorsam, darin Ihre Vordern und sie sich gegen denselben unseren
Vorfahren willig zu tun erbitten und haben dadurch und Ihres Nutzens und Aufnehmens willen den Bürgern zu Gaunersdorf und Ihren Nachkommen
alle und jede altbewährte Gnad u. Freiheit Recht, Privilegien, alt löbl. Gewohnheit u. Herkommen sowie davon in Gebrauch sein, u. dazu an Ihren
Freiheiten Dominien sie in Rechtskräftigung setzen mochten unangegriffen und ohne Schaden von landesfürstlicher Macht erneuert u. vermeinen
u. bestätigen Ihnen die auch wissentlich mit diesem Brief was wir von rechtswegen davon bestätigen und meinen u. wollen daß sie bei ihren Kräften
bleiben und sie sich davon gemütlich gebrauchen und genießen sollen, und mögen von allermenniglich unverhindert. Das gebieten wir den Edlen,
unseren Getreuen, allen Vize-Domen, Landmarschall, freien Herren, Richtern, Knechten, Pflegern, Verwesern, Landrichtern, Bürgermeistern,
Ratsherrn, Bürgern, Gemeinden und allen Anderten, erstiglich und festiglich diese unsere Bürger zu Gaunersdorf und ihre Nachkommen wider die
obstehende Gnad, Freiheit, Privilegien, nicht zwingen noch beschweren, sondern sie dawider nichts tun noch das jemand andern zu tun gestatten, in keiner Weise, bei unserer Ungnad und Strafe. Mit Vollmacht dieses
Briefes, besiegelt mit königlichen anhangenden Insiegel dargegeben in Unserer Hauptstadt Wien am Erihtag vor St. Catharina dem zwei und zwanzigsten
Wintermonat, sechzehnhundert zehnten Jahre nach der Geburt Christi, unseres hungarischen Reiches im dritten Jahr.
Matias.
Anno 1619
wurde Kurfürsten Friedrich von der Pfalz die böhmische Krone aufgesetzt und hat sich ganz Böhmen, Lausitz, Schlesien und Mähren des
Kaisers Gehorsam entzogen; nicht minder ist Betlen Gabor, ein Fürst von Siebenbürgen von den Rebellen in Ungarn zum König gewählt worden;
also haben sich Friedrich, der neue böhmische König und Betlen Gabor miteinander verbunden und ging Graf Thurn mit einer großen Armee vor Wien.
Unser Österreich wurde bei diesem Krieg jämmerlich verwüstet. Gaunersdorf hat auch durch Plünderung vieles gelitten.
Anno 1621
bestätigte Kaiser Ferdinand der 2te (später eingefügt: geb.1578 gestorb. 1637)
den Bürgern von Gaunersdorf ihre althergebrachten Freiheiten Privilegien, welche ihnen von seinen hochseligen Vorfahren erteilt und bestätigt worden sind.
Ad mandatum Sac: Cas Maiestatis proprum.
Anno 1638
Bestätigt Kaiser Ferdinand der 3te (später eingefügt: geb. 1608 gestorb. 1657)
den Bürgern von Gaunersdorf zu ihren alten Freiheiten und Privilegien, ihren zwei Jahrmärkten einen auf Unser lieben Frauen Schidung
und den anderen auf Sanct Georgen-Tag, alle Jahr noch den dritten Jahrmarkt auf Sct. Andre Tag, nicht weniger den hievor auf den
Samstag gelegten Wochenmarkt hieviro auf den Erihtag zu halten, erlaubt und bestätigt.
Ferdinand III
Ad Mandatum Sac: Cas: Maiestatis proprium
Anno 1640
starb in Herr Sebastian Spiegel laut nachstehenden Zeilen, welche auf seinem Grabkreuzezu lesen war:
D.O.M.A.
Tod! du bist recht ungebunden, den Mars niemals überwunden,
hat an dir den Sieg gefunden.
Als einundzwanzig Jahr
Sebastian Spiegel war,
Als stund im besten Flor auf seiner Jugend Hügel,
ruft ihn sein Martial mit schönen Jugendblut
mit amüsanten Geist ins Feld mit großen Mut,
führet und machet dreien höchsten Potentaten,
als ein Tapferkeitsspiegel den Soldaten,
zu dienen erstlich dem großen Leopold, Joseph
und Carolo dem Sechsten um den Sold unter Martials (?) Fahne. (unter den Mathis Fah’n?)
Im kürassierten Koller hochlöbl. Regiments,
Fürstens von Hohenzollern und Herrn Obristen.
Baron Hartwig von Weiss.
Von vierundzwanzig Jahre
dient er mit solchem Fleiß. Bei Hochstädt a.d. Main,
am Steetherwald (?) zwei Meilen von Lemberg als der Feind,
gleich den Donnerskeulen, aus Mordkartaunen Blitz
mit Kugeln riss entzwei, streift ganze Glieder weg,
durch Eisen, Stein und Blei.
TRVXTEN GATRO GIORVLLA VI MARTIS RABIES H VICNIL LIBITINAPER CIT.
N.B. Der gemeinen Sage nach ist Herr Sebastian Spiegel als pensionierter Offizier eine Zeit in Markt Gaunersdorf als behauster Mitbürger
gewesen und hat sein Haus von Grund neu aufgebaut; welches derzeit mit No. 56 noch zu sehen ist.