DENKBUCH DES MARKTES GAUNERSDORF
geschrieben 1868.
Band I. des Eduard Lehrl in Gaunersdorf
Motto
Dieses vorliegende Gedenkbuch des Marktes Gaunersdorf im Erzherzogthum Österreich unter der Ens Viertel unter dem Manhartsberg, 4 Meilen von Wien gegen Mähren zu,
an der sogenannten Brünnerstraße gelegen, die 3te Post-Station, wurde von mir Eduard Lehrl, Maurermeister derzeit im Markte Gaunersdorf, Hausbesitzer No. 26, daselbst neu verfaßt.
Es wurde im Jahre 1867 von Krems ein Gedenkbuch vom Markte Gaunersdorf von einem gewißen Martin Merk hierher überschicket.
Selber Merk, soll Hausbesitzer und bürgerl. Maller von No. 6 in Markte Gaunersdorf gewesen sein was auch gewiß ist.
Dieses Gedenkbuch befindet sich in der Bürgermeisterlade.
Ich habe mir daher selbes gesendete Buch vom Herrn Bürgermeister, derzeit Franz Zickl, ausgebetten und wörtlich abgeschrieben.
Es betrifft von Seite 4 bis Seite 2511) alles was Martin Merk in seinem Buche geschrieben hat, nebst der Zeichnung des alten Gaunersdorf und den Bürgermeister von anno 1555.
Alles übrige ist durch mich Eduard Lehrl mit allen beiliegenden Zeichnungen nachgetragen worden.
Es haben noch geschrieben die Herren
von Seite 1 bis 66 Eduard Lehrl
von Seite 66 bis 204 Herr Anton Ließ, derzeit Hutmacher in Wieden Gaunersdorf Hausbesitzer No. 264
und von Seite 205 bis 251 Herr Karl Köpf derzeit Unterlehrer der Schule Gaunersdorf.
Alles übrige wird wieder durch mich Eduard Lehrl mit allen Zeichnungen nachgetragen.
Oben angeführter Karl Köpf, geb. in Groß Schweinbart, war Unterlehrer vom 1. Oktober 1863, Oberlehrer seit Mai 1870 bis zur Pensionierung am 1. August 1906.
(Der letzte Absatz ist eine nachträgliche Anmerkung von Karl Köpf)
Anmerkung:
Alle Seitenangaben beziehen sich auf die handgeschriebene Vorlage des Denkbuches
Dasselbe zerfällt in drei Theile: in den Markt, dan in Aigen und Wieden-Gaunersdorf.
Aigen wurde vom Schottenabte Mauritius, laut Kaufbriefes vom 25. Mai 1328, um sechs und siebzig Mark Silber von den Hutstachen (einer reichen Bürger-Familie in Wien) erkauft: zählt gegenwärtig 66 Häuser und 350 Einwohner.
Der Markt, durch den Weidenbach von Aigen getrennt, vorher dem k.k. Vicedom-Amte gehörig, im Jahre 1440 an Christof Lichtenstein als Pfandschilling überlassen, sagte die 1749 angesuchte Loskaufung von der Herschaft, aus Zahlungsunfähigkeit, wieder anheim, und wurde bis 1762 vom Vicedom-Amte verwaltet, in welchem Jahre derselbe vom Grafen Perlas um 32.000 fl. erkauft und mit Paasdorf vereiniget ward. Durch das Aussterben dieser Familie im Jahre 1816 kam der Markt an die Gräfin Harsch und von dieser im Jahre 1847 unter Abt Sigismund I. an das Stift in Wien verkauft. Er zählt gegenwärtig 130 Häuser und über 700 Einwohner. Den ganzen Zehent hat vor dem Jahre 1848 das Stift Schotten bezogen.
Den dritten Theil von Gaunersdorf, westlich gelegen, viel jünger als die beiden Ersteren, bildete sich durch Ansiedlungen, die deshalb diesem Theile den Nahmen Wieden = (Neu) Gaunersdorf gegeben haben;) zählet gegenwärtig 36 Häuser und bei zweihundert Einwohner, war vor dem Jahre 1848 der Pfarre ganz unterthänig. In diesem Theile liegen Kirche, Pfar- und Schull-Haus.
Am 26. August 1278 fiel Ottokar der Böhmer König in der Schlacht im March-Felde, und am 6. Juni 1280 erhielten die Schotten von Rudolf den I. die Pfarre und Herrschaft zu Gaunersdorf, an der Stelle des bisher bezogenen fürstlichen Küchenzehentes, und gegen Abtretung der Heil. Kreuz-Kapelle zu Tulln, wohin der Kaiser, einem in der Schlacht wider Ottokar gemachten Gelübde zufolge, ein Nonnenkloster aus dem Prediger-Orden stiftete.
Der erste zu Gaunersdorf bekannte Pfarrer bei der von Rudolf dem I. an die Schotten gemachten Übergabe: Chunrad Rector ecclesie Gaunerstorfensis, ein Weltpriester, resignierte 1281. – Auf ihn folgten drei Weltpriester.
Als erster Pfarrer aus dem Stifte Schotten erscheint Mathias Vink 1461. Die Reihe wurde jedoch zur Zeit der Reformation durch Lutherische Pastoren unterbrochen.
Denkbuch der Schotten in Wien.
Beschreibung und Schicksale des Marktes Gaunersdorf aus lauter glaubwürdigen Schriftstellern und alten Urkunden,
Grabsteinen, derselben Aufschriften und alter Urwarheiten gezeigen ihre einstimmige Aussage denkwürdiger Begebenheiten
über das Alterthum des Marktes Gaunersdorf. Seine Geschichte ist voller Merkwürdigkeiten. – Ich habe zwar die Kentniß nicht,
von dessen Anfang oder Erbauung zu schreiben – sondern will nur den Wießbegirigen das mit vieler Mühe gesammelte mittheilen.
So viel ist aber gewiß und zeigt die Handfeste Ertz-Herzog Rudolf des 4ten welches weiter unten auch bei Ertz-Herzog Albert wörtlich zu lesen ist
das nemlich Gaunersdorf vor 440 Jahren in großem Flor und Ansehen weit u. breit berümt war und mit so großen Merkwirdige
Freiheiten von den Landesfürsten begabt gewesen, das sich bei unserer Zeit große Städte solcher großen Gnaden Freiheiten und Rechte nicht rümmen konnten.
Gaunersdorf hat durch Krieg, Feuer und Pest vieles gelieten, von der Pest haben wir noch drei Friedhöfe aufzuweisen.
Der erste ist zwischen der Wieden Gaunersdorf und den Markter Kleinhäuseln. Auf diesen Platze sind viele Menschen zur Pestzeit
begraben worden und stehet zur dessen Errinnerung ein Kreuz auf diesem Platze.
Der zweite ist außer dem Markt rechts gegen den emaligen Gemeinde Ziegelofen zu, wo sich ein großer Platz befindet wo auch sehr viele Menschen begraben liegen.
Da mann schon bei Grabung ganze Todten-Gerippe gefunden hat auf diesen Platze, steht zur Errinnerung eine gemauerte Säule. Auch befinden sich jetzt einige Scheunen dort.
Der dritte ist in Aigen-Gaunersdorf hinter dem Gasthaus, wo zu dessen Errinnerung ein holzenes Kreuz stehet. Das hat sich erstlich vor wenig Jahren bestättiget da mann bei Grabung
eines Kellers auf mehre Todten Körper und bei solchen auch etwas Geld gefunden – wann und in welchen Jahre diese betrübten Sterbfälle waren, das kann ich aus Abgang der
gehörigen Urkunden nicht bestimmen doch bin ich der Meinung, das die Pest vor mer als 400 Jahren drei besondere Mahle gewesen sei, wo mann jedesmal die an der Pest verstorbenen
Menschen an einen anderen Ort legen mußte. –
Das vor Zeiten die Pfarkirche auf den Platz, wo jetzt das große Steinerne Kreuz vor den Pfargebäuden stehet, gestanden ist, da sind die einerlei Aussagen. Doch das Jahr und das Ausfirliche
von dieser Kirche ist dermalen nicht mehr bekannt. Doch sind noch einige alte Leute bei Leben, die aussagen, das ihre Großeltern bei Abbrechung des alten Kirchengemäuers Augenzeuge gewesen seien.
Dan sagen die Alten, das sie von ihren Großeltern haben Sagen gehört, das auf dem Platze wo unsere jetzige Pfarkirche steht, vor dieser ein Landesfürstlicher Kasten oder Magazin gestanden sei.
Und neben den sei ein sehr fester starker Thurm oder Gefängniß gestanden und es seien nemlich bei der ersten Belagerung von Wien in diesen Thurme viele gefangene Türken gehalten worden.
Diesen großen Gefängniß habe sich der Markt Gaunersdorf für alle Verbrecher und Bösewichter gebraucht.
Dann sagen die Alten, Gaunersdorf sei von alter Zeit eine Stadt und Festung gewesen, welches letztere, das es eine Stadt gewesen sein soll, wird durch den Schriftsteller Johann Hübner,
der in seinen Lexikon 1780 bereits die ganze Erde beschreibt und Gaunersdorf auch unter der Reihe der kleinen Städte zu finden ist nemlich:
Kaunersdorf, kleine Stadt in Nieder-Österreich 4 Meilen von Wien gegen Mähren zu.
Ein Beweis ist auch dieser, das Gaunersdorf eine Stadt und Festung gewesen sei, nemlich ein 3 oder 400 Jahr altes Altar Blatt welches in der Pfarkirche zu Gaunersdorf
in der Sacristei aufbewahrt und der Rospeckt des alten Gaunersdorf darauf zu sehen ist und wird hier eine Acurathe Abbildung mit Ziffrirung beigelegt.
Der alte Gottesacker, an den Höbersbrunner Tieffwege von Gaunersdorf rechter Hand, mann hieß auch diesen Weeg den Todtenweeg, wo dermal das Weingebirg anfanget, da hat mann das
Gebirg vor Zeiten den Gottesacker geheißen und hatten die Alten einstimmig erzället, das vor Zeiten der Friedhof dort gewesen sei, mann hat auch immer sich dieser Wahrheit gezeigt, weil man Todtengebeine
bei allen Gelegenheiten hervor gegraben hat. Erst vor wenig Jahren hat es sich wieder bestättiget, da man bei der grabung eines neuen Kellers viele Todtengebeine,
manchmal ganze Körper, ja sogar Särge in denen noch die Leichname liegend, hervorgebracht worden.
In den Topographischen Post Lexikon herausgegeben von Christian Crusius anno 1799 für die k.k. Erblanden wo alle Ortschaften benennet und
Gaunersdorf von alters Gamersdorf genandt unter der Ens V.U.M.B. Nieder Österreich.
Ein zur Herrschaft Paasdorf gehöriger Markt besonderes Gut und Landgericht mit einer eigenen Pfar und einen Postamte an der Brünnerstraße zwischen Wolkersdorf und Poisdorf Poststationen.
Gaunersdorf Aigen oder Aigen Gaunersdorf in Österreich unter der Ens V.U.M.B.
ein Dorf dem Stifte oder Stift Herrschaft Schotten in Wien mit einer Mühle, die Geschirr Mühle genannt gehörig, an der Poststraße von Wien und Brünn zu dem Markte Gaunersdorf
und den Dorfe Kollenbrunn. Der Gaunersbach fließt durch oben gemeldetes Dorf und treibt die gleich benannte Mühle 18.16. St: von Gaunersdorf.
Gaunersdorf Wieden in Österreich unter der Ens V.U.M.B.
ein kleines zur Stiftherschaft Schotten in Wien gehöriges Dörflein mit einer Pfar und Mühle am vorbeifließenden Gaunersbache, den man gewöhnlich den Weidenbach nennt.
Dieses Dörflein hat eine enge Verbindung mit dem Markt Gaunerdorf, ist nur durch einen Fahrtweg, jetzt seit dem Jahre 1866 zur Landesstraße neu angelegt, getrennt.
Dan breitet sich selbes Dörflein gegen Pellendorf aus. I (i0CC.)
Gaunersdorf.
Anno 1360
Wir, Rudolf der IIII., von Gottes Gnaden, Erzherzog zu Österreich, zu Steier und zu Kärnten, Fürst zu Schwaben und zu Elsass,
Herr zu Krain auf der windischen Mark zu Portenau, und des heiligen römischen Reiches oberster Jägermeister, tun kund, dass
unsere Getreuen, die Bürger gemeiniglich zu Gawersdorf für uns kommen und legten uns für ir Notdurft und ganze Gebresten die
sie hatten an allen ihren Rechten und Gewohnheiten, die sie bei unsern Voreltern in Österreich, lange Zeit und von Alter
hergebracht und gehabt haben und die ihnen mannigfal¬tig widerfahren wurden sind und baten und einmütiglich und gaben zu
verstehen, daß wir ihre alten Gewohnheiten, denselben ihre Rechte und ihnen auch die von unseren fürstlichen Gnaden geruhen zu
bestätigen und zu erneuern; das haben wir getan und haben ihnen durch ihre fleissigen Bittwillen über dieselben ihr Recht zu verhören
gegeben unseren getreuen lieben Gottfrieden den siebenten den alten, der auch die Gnad hatte, mündlich zu reden, daß nach ihren starken
Kriegen von unserwegen darum verheert hat, und hat auch er denselben Beförderung an ganzer Kundschaft an uns gebracht in aller der Meinung
und Weise, als hier nach geschrieben steht:
Dass I. sie ein Recht haben, Rath und Galgen zu haben und zu richten über Tod und Leben, nach den Rechten was davon (?) kommt, das auf den Tod gehört.
II. gehört das dritt Drittel landesfürstlichen Einkommens dem Richter daselbst zu Gawersdorf etz. etz. etz.
III. auch haben sie ein Gericht, daß sie auf dem Pellendorfer Gut, auf der Badstuben, dann auch auf dem Schweinwarter Gut unterschiedentlich zu richten um aller Sach,
wie es der Friedgraben umfangen hat, das heißt über schädliche Leute, dass sie denen selben auf dem Pellendorfer Gut auf der Badstuben derzeit Birrwart,
dann auch auf dem Schweinwarter Gut, soweit solche von dem Friedgraben umgeben sind, nachzureisen, sie zu suchen, auf Gawersdorf zu führen und um ihre Verschuldung abzustrafen.
IV. Haben sie ein Recht dass man zu Gawersdorf soll aufhalten und vermauthen, und alles das daselbst verzehrt, verhausiert und verkauft wird.
V. Sie haben auch ein Recht, dass alle Gäste zu Gawersdorf aneinander verbieten, oder sich vergleichen mögen und einer dem andern an Rechtes Gehorsam sein und leiden soll,
und wenn einerseit den andern zu sprechen hat, als es wie altes Herkommen ist; das heisst, der Marktrath hat das uneingeschränkte Recht, über alle fremde Gäste, die da durchreisen,
oder sich da eine kurze Zeit aufhalten, wenn solche etwas wider einander zu klagen haben, wegen Raufhandel, Verwundungen, Ungehorsam, Übertretung der Gebote, der Gesetze und
Statuten und dergleichen Verbrechen abzustrafen, und dass solche Parteien nicht weiter appellieren dürfen, sondern sich mit dem Ausspruch des Gerichtes zufrieden geben müssen.
VI. Auch haben sie ein Recht, dass niemand Wein schenken soll zu Gawerstorf, denn der mit eigener Fechsung da gesessen ist und all und gänzlich leutgeben.
Er schenke, viel oder wenig aus, allerhöchstens sechs Pfennig täglich zu Steuer in das Gericht zu geben.
VII. Es ist auch von alter Herkommen, um die zwei Hofstätten, die den Pellendorfern (eigen) sind, dass dieselben Pellendorfer nicht anderes Recht darauf haben.
Es war demnach von alten Herkommen, dass sie so steuerten oder Sitzung da hatten, was dann den zwei Hofstätten gemeldet, das sollen sie von den Pellendorfern mieten oder in
Bestand nehmen, und nicht in den Markt und auf ihren rechten Dienst und andres nicht was aber sonst den Markt angeht und welcherlei Sachen als es alten Herkommen ist.
VIII. Sie haben auch das Recht, dass kein Edelmann zu Gawersdorf sitzen soll, das ist: Gawersdorf soll beständig kameralisch bleiben.
IX. Auch haben sie das Recht und geben zu einem Recht, wenn ein Dieb zu Gawersdorf gefangen wird, dass ein jeglicher Hausgenosse den andern helfen soll,
es sei auf der Wieden oder in den Aigen, bis man ihn bringt, da wo er hingehört.
X. Danach haben sie das Recht, dass sie zu Gawersdorf einen doppelten Wochenmarkt haben an den Freitag Nachmittag und Samstag bis man in die Vesper läutet.
XI. Da Krieg oder Raufhandel auf dem Markt geschehen von jedermänniglich, sollen solche in die Straf und werden – einen Edelmann zehn Pfund, einen Bürger fünf Pfund,
einen gesessenen Mann zwei und siebzig Pfennige, allen Weiteren fünf Pfennige Strafe in das Gericht zu geben.
XII. Dannach von sonderen Gnaden geben wir ihnen das Recht, dass sie in unserem Lande keine Mauth nicht geben sollen, sondern sie sollen frei und ungehindert reisen.
Und wenn wir diese Rechte alle als sie von Wort zu Wort geschrieben stehen, von den Obgenannten unseren getreuen Gottfrieden den Siebenten (?) also verhört und vernommen haben
und auch dagegen den Richter, Geschwornen, Bürgern und Gemeinen, Armen und Reichen von Gawersdorf mit ihren Geleiten von dem gesagt und geschworen haben, unseren Bürgern von
Gawersdorf und alle ihre Nachkommen, die Egenannten ihre Rechte für das ewiglich zu haben und dabei zu bleiben, in aller der Ordnung und Weise, als Herr und Landesfürst alberuhte ihre
erlangten Freiheiten gnädigst zu konfirmieren und bestatten und bestätigen, wer etwas darüber täte, der soll wissen in unserer Ungnade und dazu hundert Pfund Gold Gulden Wandel verfallen sein,
alles festiglich und unwiderruflich, ewiglich, bestätigt, geben wir in diesem Brief zu einer sichtigen Urkunde offen besiegelt mit unserem großen anhängenden Insiegel unterzeichnet mit Gezeugen,
die hernach geschrieben stehen, benanntlich der liebe Freund Herr Ortolf, Erzbischof zu Salzburg, Legat des hl Stuhles zu Rom, Herr Paul, Bischof zu Freising, Emanuel, Bischof zu Passau,
Herr Johannes, bestellter Bischof zu Bruck, Bischof Ulreich zu Sekkau und Bischof Peter von Prag, etz. etz. etz. und Edlen und lieben Oheime Graf Albert von Graz, Palatinus in Kärnten,
Graf Weinhart und Graf Heinrich von Schallenburg, Graf Otto von Ortenburg, von Aussenstein und Hauptmann in Kärnten, Leonhart von Furth (?) und Landmarschall in Österreich, Heinrich von Hartenberg und Hofmeister Johannes, den Baron Lichtenstein, Oberst Kämmerer Friedrich von Zettau, Obrister Friedrich von Stubenberg, Obrister Truchsess daselbst in Steiermark, Stefan von Weissenau, Obrister Marschall in Österreich, Wilhelm der Schenk von Liebenberg, und Speisenmeister überhaupt, der Schenk und Forstmeister, und Albert der Schenk und Kellermeister, und anderen lieben Leute genug. -
Der Brief ist gegeben zu Wien, am Pinstag vor Sankt Peter und Sankt Paulstag, der heiligen zwölf Boten nach Christi Geburt - tausend dreihundert darnach in dem sechzigsten Jahre, unseres Alters in dem einundzwanzigsten unserer Gewalt in dem anderen Jahre.
R u d o l f m.p.
Anno 1369
Wir Albrecht von Gottes Gnaden, Herzog zu Österreich, zu Steier etz, etz, etz.
Selber Landesfürst Albrecht bestätigte den Gaunersdorfer Bürgern wie weiland Rudolf alle ihre von ihren Voreltern mit hergebrachten Rechte und Freiheiten
und erneuerte mit dem landesfürstlichen Siegel und Unterschrift selbige Kundschaft von Wort zu Wort gleichlautend.
Wien am Irchtag (?) nach St. Margarethen Tag nach Christus Geburt dreizehnhundert und danach in dem neun und sechzigsten.
Albrecht
Anno 1444
Gaunersdorf ward anno 1444 als ein Pfandschilling Kaiser Friedrich des IV. von Herrn Christoph von Lichtenstein besessen; der zur gedachten Kaiserszeit berüchtigte
Frohnauer fiel anno 1460 aus seinem Raubneste zu Schweinwart Gaunersdorf an, ward aber tapfer zurückgeschlagen.
Hasselbach, Weißkern
Nachdem Frohnauer, wie gesagt, blutig, mit Hinterlassung vieler Toten von Gaunersdorf zurückgeschlagen, da hat man die Toten auf dem Schlachtfelde begraben und auf deren
Gräber ein Kreuz zum immerwährenden Gedächtnis errichtet, das ist ausser Gaunersdorf an der Kaiserstraße, unweit der Schenkenmühle, wo dermal ein Kreuz von Steinmetzarbeit stehet.
Das sogenannte Schenker Kreuz genannt.
Bürger Nachricht
Als der berüchtigte Fronauer anno 1460 durch Kaiser Friedrich IV. aus Orth vertrieben war, flüchtete er sich nach Schweinwart, befestigte die Kirche und beraubte die umliegenden Gegenden.
Der Kaiser schickte daher seine Völker welche die Kirche vier Wochen lang vergebens belagerten und das arme Land ebenso aussaugten, worauf Fronauer ärger als zuvor wütete.
Im Jahre 1462 ward Podenski ein Räuber aus Slavonien von seinem Schwager einem Stallreiter Herzog Albert VI. Hauptmann hier her gesandt, welcher keinen Alterstand noch Geschlecht schonte,
Geistliche und Weltliche in Ketten schloß und die Kirchen wie die Bauern- und Bürgerhäuser beraubte bis ihm Heinrich von Lichtenstein anno 1463 das Handwerk legte, die Schanze eroberte und das Ende gleich machte.
Hasselbach
Eingefügt ist hier eine Zeichnung des Schenker-Kreuzes mit folgendem Text:
Denkmal an Fronauer.
Abbildung des sogenannten Schenker-Kreuzes aufgenommen im Jahre 1869. Eduard Lehrl nach der Natur, ist zwar nicht mehr seines ursprünglichen Zustandes sondern ist schon das obere Kreuz repariert.
N.S. Die Reparatur dieses Fronauerkreuzes ist durch Herrn Gregor Rosenwasser, Müller der sogenannten Schenkenmühle geschehen in den Jahren ungefähr von 1832 bis 1838.
Anno 1453
Wir Lasslau von Gottes Gnaden zu Hungarn, Böhmen, Dalmatien, Kroatien König, Erzherzog zu Österreich etz. etz. etz. bestätigte den
Gawenstorfern ihre alten Rechte und Herkommen ganz wörtlich wie die Landesfürsten Rudolf der IIII. 1360 und Albrecht der Anno 1369 auf ewige Zeiten
gesiegelt zu Wien am Freitag nach Gottsleichnamstag – nach Christi Geburt tausend vierhundert und in dem drei und fünfzigsten Jahr unserer Krönung,
unseres Reichs des hungarischen im vierzehnten Jahre.
Lasslau
Anno 1453
Freiheit wegen Jahrmarkt an unserer lieben Frauentag der Schickung, das ist der Bartholome-Markt.
Lasslau oder Ladislaus.
Wir Lasslau von Gottes Gnadenzu Hungarn, Beheim, Dalmatten, Kroaten König, Herzog zu Österreich, Markgraf zu Mähren etz. etz.
bekannte als unsere getreuen Bürger und Freunde zu Gawersdorf, die in unser Haben gehören in den vergangenen Lärmen und Kriegen
großen Schaden genommen und empfangen haben, da wir denselben, unseren Bürgern und Leuten zu Gawerstorf zu Einsetzung denselben
ihren Schaden und auch von sondern Gnaden einen Ewigen Jahrmarkt von fürstlicher Macht rechten Wissen als Herr und Landesfürst in Österreich
gegeben haben und geben wissentlich in Kraft daß, als daß sie und ihre Nachkommen denen fürders daselbst zu Gawerstorf alle Jahre an unserer
lieben Frauentag der Schickung zum Kauf und Verkaufen haben und Nutzen genießen und gebrauchen sollen und mögen mit allen den Freiheiten, Rechten und guten Gewohnheiten als sittlich und gewöhnlich ist und der Jahrmarkt in unserem Fürstentum Österreich zu tun erlaubt ist.
Dann gebieten wir unseren lieben Getreuen, allen unseren Hauptleuten, Herrn, Rittern und Knechten und allen anderen unseren Untertanen und
Getreuen, gegenwärtigen und künftigen denen dieser Brief gezeigt, und wollen erstlich, daß sie die Herrn Genannten und Leuten und Bürgern zu
Gawersdorf an dem obgenannten Jahrmarkt nicht irren noch hindern, noch das niemand anderen zu tun gestatten, sondern sie dabei von unser
wegen bestiglich halten und schirmen und das nicht lassen, das meinen wir.
Mit Urkund des Briefes geben zu Wien am Mittwochen vor St. Veitstag nach Christi Geburt vierzehnhundert und in den drei
und fünfzigsten Jahre unserer Krönung unseres Reiches, des Ungarischen im vierzehnten Jahr.
Anno 1520
Sah man an der Sonne und an dem Himmel viele schreckbare Zeichen, die nichts anderes als Jammer und Elend, des damaligen
leidigen Zustandes jawohl auch des darauf folgenden türkischen Einfalles und erste Belagerung der Stadt Wien wie auch des damals
einreißenden Luthertums höchst traurige Vorboten gewesen.
Anno 1522
Hat Luther durch seine Schriften und neu aufgewärmten alten ketzerischen grundfalschen Glaubenssätze sich hervorgetan und sonderlich zu
Wien und ganzen österreichischen Landen großen Anhang zu fast gänzlichem Untergang des lieben Vaterlandes bekommen.
Eben um diese Zeit ist der Markt Gaunersdorf und die Wieden Gaunersdorf oder Kleinhäusel genannt – von der allein seligmachenden römisch katholischen
Kirche abgefallen und ist lutherisch geworden.
Aber Aigen Gaunersdorf, die sogenannten Croaten verblieben der wahren römisch katholischen Kirche getreu, sie zeigten, daß sie ganz anderer
Abstammung und besseren Grundsätzen beseelt seien, sie gaben den Verführern kein Gehör und schlossen sich mit der Pfarre an die
katholisch gebliebene Pfarrkirche Pyrawarth an.
Anno 1527
Fing man zu Wien und im ganzen Österreich an, die Lutheraner durch eifriges Predigen und Lehren zu überzeugen, zu bestrafen und in die wahre Kirche Christi zurück zu kehren,
väterlich zu ermahnen. Aber die mehrsten Lutheraner verblieben in ihrem Irrtum – aber die Ursache war bei den Abgefallenen:
1. bei vielen war es bloße Unwissenheit.
2. eingebildete Unmöglichkeit.
3. war es verstockte Bösheit.
Anno 1529
Durchstrich unser liebes Österreich eine erschreckliche Krankheit die sogenannte Schweißsucht, die aller Orten die
betrübtesten Spuren mit Hinterlassung vieler taudend Toten elendiglichen Opfern wüthete:
Das Übel war desto schrecklicher weil ein Mensch in einem Tage gesund, krank und tot war.
(:Ist vermutlich eine bösartige Cholera gewesen:)
Auch hatte in demselben Jahre unser Wien ein Hartes auszustehen von Salimanno dem groß türkischen Sultan
welcher mit einer Armee bis dreihundert tausend Mann stark in Österreich einfiel, das Land auf viele Meilen weges jämmerlich versengte.
Gaunersdorf hatte aber das Glück, daß in der Waldung auf der Hochleiten durch währenden türkischen Einfall und Belagerung der Stadt Wien einige tausend
Mann k.k. Truppen standen und den Feind abhielten Gaunersdorf zu verwüsten.
Da sah man fast täglich gefangene Türken die ins Gefängnis zu Gaunersdorf gelegt
viele andere aber weiter als Kriegsgefangene abgeführt und aufbewahrt wurden.
Anno 1549
hat König Ferdinand I. dem Markte Gaunersdorf ihre hergebrachten Freiheiten bestätigt und dazu mit einem neuen Jahrmarkt auf St. Georgitag
beschenkt und mit landesfürstlicher Macht auf ewig festgesetzt und bestätiget.
Wir, Ferdinand der I.
von Gottes Gnaden, römischer König zu allen Zeiten, Mehrer des Reiches in Germanien, zu Ungarn, Böhmen, Dalmatien und Slavonien etz. etz. königl. Infant zu Hispanien,
Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, Steier, Kärnten, Krain und Würtemberg etz. Graf zu Tirol etz. bekennen öffentlich mit diesem Brief und tuen kund allmäniglich
als unsere Getreuen, Richter, Geschwornen und Gemeind unseres Marktes Gaunersdorf, in Untertänigkeit zu erkennen geben, wie weiland ihre Voreltern und sie von
weiland unseren Vorfahren Königen und regierenden Erzherzogen zu Österreich mit Jahrmarktfreiheiten allwegen an unser lieben Frauen Schickungstag und fürstlichen
Freiheiten gnädiglich versehen und begabt worden, welche Freiheiten sie auch übrigen Volkes Übung und Gebrauch seien und uns darauf ferner in Untertänigkeitangesucht
und gebeten, dass wirihnen zu des Mehreren ihren Aufnehmen und Erholung ihrer zeitlichen Nahrung die Gnade tun, und sie noch mit einem Jahrmarkt versehen wollten,-
das wir gnädiglich angesehen, solche ihre untertänig, demütig viele und demnach und vonsondern Gnaden wegen, ernannten Richter, Geschwornen und Gemeind des
Marktes Gaunersdorf, zu vorigen ihren Jahrmarkt, noch einen Jahrmarkt alle Jahre, jährlich auf St. Georgentag mit landesfürstlichen Freiheiten, acht Tage davor und acht Tage
darnach zu halten, gnädig gegönnt und bewilliget haben; tuen das auch als regierender Herr und Landesfürst hiemit wissentlich und in Kraft dieses Briefes, also daß sich ermelde
Untertanen unsres Marktes Gaunersdorf zu bemelten ihren Jahrmarkt auf unser lieben Frauen Schickungstag alle Jahr, jährlich noch einen Jahrmarkt auf St. Georgentag halten,
auch sie und alle die ihrigen, so solchen Jahrmarkt mit ihren Kaufmannschaften, Waren und Hantierungen oder in anderer weg besuchen, sicherlich dazu und davonziehen, frei feillen,
kaufen und verkaufen und somit all und jeglich gerad Freiheit, Vorteil, Recht, Freiung, Friede und Geleit, Schirm, Gerechtikeit und gute Gewohnheit haben, sich derselben freuen, geniessen
und gebrauchen sollen und mögen in Massen sich anderer unseres Marktes so mit dergleichen Jahrmarktsfreiheiten versehen und befreit sein, auch die, so die selben Jahrmärkt besuchen,
sich von Recht oder Gewohnheit wegen freuen und gebrauchen von allermäniglich unverhindert, und gebieten darauf allen den und jeglichen unseren geistlichen und weltlichen Prälaten,
Grafen, freien Herren, Rittern, Knechten, Landhauptleuten, Landmarschall-Hauptleuten, Vizedom-Vögten, Verwesern, Amtleuten, Bürgermeistern, Richtern, Räten, Bürgern, Gemeinden und
sonst allen anderen unseren Untertanen und Getreuen in was weder Stand oder Wesen dieses ernstlich und festiglich mit diesem Brief und wollen, daß sie obgenannte Richter, Geschworene
und Gemeinde zu Gaunersdorf auch alle, die so solchen Jahrmarkt obgehörtermassen besuchen, bei dieser unsrer Verleihung des Jahrmarktes, Gnaden und Freiheiten bleiben lassen, sie
darwider mit dringen noch beschweren, noch das jemand anderen zu tun gestatten in keiner Weise als lieb einem jeden sei, unsere schwere Ungnade und Strafe zu vermeiden, das meinen wir ernstiglich.
Mit Urkund dieses Briefes, besiegelt mit unserem königlichen anhangenden Siegel, der gegeben ist auf unsrem königlichen Schloss Prag, den fünften Tag des Monats März nach Christi unseres lieben Herrn und Seligmachers Geburt fünfzehnhundert und im neun und vierzigsten unseres Reiches, des römischen im neunzehnten und der andern aller im dreiundzwanzigsten Jahre.
Ferdinand m.p.
(Das Original ist in der Bürgerlade aufbewahrt ganz gleichlautend)
Anno 1554
Nachstehende Grabschrift ist im Presbiterium in der Pfarrkirche ob den Ratsherrnstühlen an der rechten Seite zu lesen und betrifft der allgemeinen Sage
nach einen lutherischen Pfarrer, im Stift Schotten in Wien ist von diesem Pastor ein ausführlicher Bericht und alles zu lesen, was das Luthertum in Gaunersdorf
für einen Anfang, Fortgang und endlich für ein Ende genommen hat.
+ + +
HICSACETEXIMIAFRATERRIETATEIOHANESQUI
GAUNERSDORFFESESSEDVLPAVITOVESPRAEFVIVTILITERC.VCTISPROESSLABORASSPIRITVSASTRACOLITHANCPVTRECORPAHVMV.
Herr Hans Hoppetizl, genannt, ein PfarrHerR zu Gaunersdorf,
wohlbekannt ein frommer, milder und gottesfürchtiger Mann,
der jedermann viel Guts hat getan, ist entschlafen in Gott
fürwahr, nach Christi Geburt 1554. Jahr, den 14. Dezemberis, dem
Gott Gnadt, der verzeih uns all unsER Missetat.
Anno 1555
Eine eingefügte Seite mit dem beschrieben Konterfei eines Bürgermeisters mit Toga, Zepter und Schwert und in der linken
Hand auf einem Buche zwei Schlüssel haltend. Sein Bart reicht unter die Knie. Das Bild ist auf gewöhnlichem Papier mit Tusche sehr gut ausgeführt.
Unten steht in Blockschrift:
Her Hans Burgermeister Marktrichter zu Gaunerstorf. 1555.
Links und rechts vom Bild ist zu lesen:
Zu beachten ist, daß sich dieses Grabkreuz an den aufgelassenen Friedhof bei der Kirche befunden hat.
Darunter steht folgende Textanmerkung:
Dieser Herr Burgermeister ist auf dem Gottesacker an einem eisernen Grabkreuz aufgemahlt, durch Martin Merkh am 1. Mai 1792 genau
dem Original copiert worden. Habe daher selbes Bild wieder genau seiner Copie nachgetragen.
Selber Merk führte in seinem Buche Zeugen an für selbes Bild, die bestätigen für die Richtigkeit der Zeichnung, will daher nur die
vorzüglichsten anführen:
Hr.P.Celestinus – Pfarrer, Hr. P. Odilo-Vicar und Hr. Mathias Seiberl, Marktrichter derzeit in Gaunersdorf
.
Ungefähr Anno 1550 bis 1560
Hat das Stift Schotten in Wien Aigen und Wieden Gaunersdorf samt dem Frucht und Weinzehent des Marktes Gaunersdorf erhalten,
so wird von den Stift schottischen Geistlichen wie auch von den alten Gaunersdorfern erzählt, ein Kaiser sei seiner kaiserlichen Braut
bis in die Stadt Tulln in Nieder Österreich entgegengereist und hat allda Beilager gehalten und diese Kaiserin hat ihren Gemahl überlebt,
so hat sie beschlossen, ein Frauenkloster in Tulln zu stiften und in diesem Frauenkloster ein frommes Leben zu führen. Zur Fundierung
des Klosters wurde die Stadt Tulln oder wie andere behaupten wollen, eine nahe liegende Herrschaft gewählt, welche aber dem Stift
Schotten zu Wien untertänig war, da hat der kaiserliche Hof dem Stift Schotten Aigen und Wieden Gaunersdorf mit dem Wein- und
Fruchtzehent abgetreten; auf solche Weise ist das Stift Schotten zu dem Besitze in Gaunerndorf gekommen und das neue Kloster in Tulln gestiftet worden.
Das Jahr und alles Ausführliche konnte ich nicht erhalten; aber das Stift Schotten wird alle Akten in ihren Händen oder Besitz haben,
wenn nicht bei dem großen Brand des Klosters 1683 bei der türkischen Belagerung selbe zu Grunde gegangen sind.
Anno 1570
hat der Markt Gaunersdorf sich dem Kaiser Maximilian auf eine sonderbare Weise verbündet, dass Gaunersdorf wegen dargeschossenen
1.000 fl Geld als ein freiwilliges Geschenk und Auslösung der Dörfer Schrick und Oberweiden damit selbe nicht verkauft oder vertauscht werden.
Wir Maximilian der annder. von Gottesgenaden erwählter römischer Kaiser zu allen Zeiten, Mehrer des Reiches in Germanien und auch zu Ungarn,
und Böhmen König etz. Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, Steier, Kärnten und Krain, zu Würtemberg, in Ober- und Niederschlesien, Graf zu Tirol etz. etz. etz.
bekennen für uns und alle unsere Erben öffentlich mit diesem Brief als uns hievon unsre Untertanen unseres Marktes Gaunersdorf Getreue,
zu unseren merklichen hohen obliegenden Kriegsausgaben in dem gemeinen Anlehen einhundert und vierzig Gulden rheinischer Währung einer
sonderen Schuldenverschreibung, so sie uns gegen diese Verschreibung zu unseren Handen wieder zugestellt, auch an jetzo, zur Ablösung unserer
zwei Dörfer Schrick und Oberweiden, in unserem Erzherzogtum Österreich unter der Enns gelegen, anjetzo unseres niederösterreichischen
Kammerrats und getreuen lieben Christophen vormals von Haus zu Raggendorf. Pfandinhabung siebenhundert Gulden reinisch gehorsamst
dargeliehen und noch dazu über diese sonderbare Handlung die wir durch unseren Verord¬neten niederösterreichischen Kammerrat mit jenen
pflegen lassen, einhundert und sechzig Gulden, welche drei unterschidliche Posten, eintausend Gulden rheinisch bringen ohne einige Wiederbezahlung,
freiwillig in Untertänigkeit darzugeben bereitwillig zu lassen, bewilligt, dass wir dennoch um solchen ihrer gehorsamsten Willfahrung und von sonder Gnaden
obgedachten unsere getreuen Untertanen und ihren Nachkommen gnädiglich Versprechung zugesagt und bewilligt haben, versprochen zu sagen und bewilligen
auch hiemit öffentlich und in Kraft dieses Briefes also und dergestalt, dass wir noch unsre Erben und Nachkommen am Haus Österreich gedachte von Gaunersdorf
und ihre Nachkommen und hinfüro zu ewigen Zeiten von unserem Kastenamt niemand andern verkaufen, versetzen noch verwenden, sondern dabei also gnediglich
bleiben lassen und in unserem Schutz erhalten wollen; gnädiglich und ohne Gnade mit Urkund dieses Briefes mit unserem Insiegel verfertiget.
Gegeben in unserer Stadt Prag den letzten Januari nach Christi unsres lieben Herrn und Seligmachers Geburt, im fünfzehnhundert und siebzigsten, unserer Reiche des römischen im achten, des ungarischen im siebenten und des behmbischen im einundzwanzigsten Jahr.
Maximilian m.p.
Grundbuch follio 210
anno 1573
Ist zu finden die Gemärkbeschreibung des kaiserl. Kastenamtes Markt Gaunersdorf wie solche in den alten Urbario da: A: 1573 folio 105 geschrieben steht.
In welch beschriebenen Markt Gaunersdorf und derselben Burgfrieden gehört, alles mit Pahngericht und aller Herrlichkeit der römischen kais. Majestät als
Landesfürsten und Grundobrigkeit, eigentümlich zu Inhaltung und Vermög ihres der von Gaunersdorf Pahnbuch und Freiheiten und was darinnen für Totschläge oder andere Malefizhandlungen sich zutragen und begeben, das wird durch sie und die Gemeindeanzeigen gegen Wien in der kais. majestät. Zuchthaus, von dannen in das Stadtgericht daselbst überantwortet, auch wie sich zur Recht gebührt ohne Entgeld der Gaunersdorfer gehandet, wie denn solches von altem Herkommen ist.
Actum Gaunersdorf den sechsten März anno im fünfzehnhundertdrei und siebzigsten
.
Gemein proticol foll 94
Anmerkung wegen des Pahnbuches und dessen Inhalt
Die Felder, Wiesen, Hutweiden, Waldung, enthält dessen Grenzbeschreibung, alte Gewohnheiten, dann Landesgerichtssachen, und wurde
von dem Marktrichter allezeit als Richtschnur hochgeschätzt. Wenn ein Marktrichter erwählt war, so reichte erstlich der Herr Verwalter im Namen
der Herrschaft dem Richter den Stab, dann zweitens das Panbuch. Dieses Buch war ganz geschrieben ungefähr 9 Zoll hoch und 7 Zoll breit und 1 1/2 Zoll dick.
Josef Winkler hat zum letzten Mal dieses Buch in seine Hände erhalten, welches ich, Martin Merk gesehen und in meine Hände nahm und an Eidesstatt bezeuge.
Nach zwei oder drei Jahren habe ich den Richter gebeten, er möchte mir dieses Buch leihen, damit ich es in die Geschichte der Gaunersdorfer abschreiben könne, aber der Richter sagte, er wisse nichts davon und leugnet mir das Buch gänzlich ab. Sagte, er habe niemals was gesehen, noch weniger was gehört und wisse nicht, was ich verlange. Nach dessen Tod hat man bei Übernahme aller dem Markte zuständigen Schriften nicht mehr gefunden; es ist wahrscheinlich, daß in dem Pahnbuche etwas wegen der Mühle oder dem Bache enthalten, welches dem Josef Winkler anstößig, darum hat er das Pahnbuch vertilgt, um es ganz aus dem Gedächtnis zu bringen, und es ist ihm auch gelungen.
Bei Wählung des nachkommenden Richters Johann Dachler, da hat sich niemand um das Pahnbuch bekümmert, wie es gewöhnlich bei gleichgültigen, ungelehrten und kurzsichtigen Menschen zu gehen pflegt, und auf solche Weise ist das Pahnbuch vertilgt worden.
Es wäre der Marktgemeinde Gaunersdorf zu raten, ein neues Pahnbuch zu erheben, weil es sehr notwendig ist.-
Anmerkung.
Von Seite 242 anno 1807, wo ich Eduard Lehrl die Geschichte des Herrn Martin Merk fortsetze, führe ich Gemeinde Ausschußsitzungen in dieses Buch durchaus nicht ein, weil nur die Geschichte Gaunersdorfs, was merkwürdig ich befinde, für die Nachkommenschaft fortsetzen.
Eduard Lehrl sen.
Anno 1595
entstand in Gaunersdorf große Furcht wegen der Rebellion der unter- und oberösterreichischen Bauern, welche darum aufgestanden,
weil sie ihrem Vorgeben nach von ihren Herrschaften wider alles Recht mit neuen Umlagen beschwert, wider Gewohnheit zum türkischen Krieg
Soldaten stellen mußten, sonderlich aber und hauptsächlich darum, weil ihnen als Lutheranern das freie Religions Exerzitium nicht erlaubt wurde;
sie nahmen ziemlich überhand, die Pfarrer und kath. Seelsorger wurden von ihnen ausgejagt, die Schlösser geplündert,
Städte, Märkte, Dörfer und Klöster eingenommen, ausgeraubt und verbrannt, wobei viele tausend Menschen totgeschlagen und jämmerlich ihr Leben geendet haben.
Anno 1596
ist in der Pfarrkirche zu Gaunersdorf der Taufstein gemacht worden und mit folgender Aufschrift verzieret:
Fr: S:F:F: Ao DO: MDLXXXXVI EVTESDOCe . TEO. E S G E T E S
B A P T I Z A T E S E O S - I N N O E
P R I S E T F I L I I E T S P I R I T
S: M A T: C A P: 28.
Anmerkung: Dieser Taufstein ist durch den derzeit lutherischen Pfarrer in Gaunersdorf angeschafft und noch durch acht ganze Jahre von den Lutheranern gebraucht worden.
Anno 1600
ist durch Johann Wendler, Müllermeister, der Plan zu einer neuen Mühle an dem Wiesbache entworfen worden.
Er führte mit Bewilligung der sieben Hausbesitzer ober der zu bauenden angefangenen Mühle den Wiesbach durch ihre Gärten;
dagegen verband sich Johann Wendler für seine Nachkommen zu ewigen Zeiten, diesen sieben vorgemeldeten Bürgern
eine immerwährende Schadloshaltung zu geben; und zwar
erstens
dass allzeit diesen Bürgern alsogleich vor allen andern sollen ihre Früchte gemahlen werden,
zweitens
daß niemals und zu keiner Zeit ein Maßel von diesen zu vermahlenden Früchten wird abgenommen werden.
Bezeugt Georg Marschall.
Anno 1604
Ist der Markt Gaunersdorf wiederum zur römisch-katholischen Kirche bekehrt worden, welche eine in Marmorstein
eingehauene lateinische Aufschrift ob den Rathsherrn-Stühlen im Presbiterium an der linken Seite in der Pfarrkirche in Gaunersdorf
bezeugt und hier in nächster Seite zu lesen ist:
Gott dem allerhöchsten Wesen, im Jahre 1604 unter der Regierung Kaiser Rudolf des II. ist der Ort Gaunersdorf wieder
zur wahren römisch-katholischen Religion übergegangen unter Leitung des damaligen Bischofs zu Wien, Melchior Klesel,
durch Sorgfalt des derzeitigen Abtes zu den Schotten Georg Strigel, und Mitwirkung dessen Vikars Pater Jakob Donfried
zur größten Ehre des Allmächtigen und ewig schuldigen Dank der Nachkommenschaft.
Anno 1607
wurde mit Erlaubnis hoher geistlicher Obrigkeit in der Pfarrkirche zu Gaunersdorf die Sanct Sebastiani Bruderschaft eingeführt.
Bis zu diesem Jahr hat Herr Eduard Lehrl sen die Abschrift verfertigt, ab 1610 setzt Herr Anton Ließ diese fort.
Anno 1610
hat Matthias der II. von Gottes Gnaden König zu Ungarn, Erzherzog zu Österreich, dem Markt Gaunersdorf ihre althergebrachten
Freiheiten, Comunitäten und bestätigt, dem Original gleich lautend, welches in der Bürgerlade aufbewahrt lieget.
Wir Mathias der andere, von Gottes Gnaden, zu Hungarn, Dalmatien, Croatien, Slavonien König, Erzherzog zu Österreich, Burgund, Steyer, Kärnten, Krain etz.etz.
bekennen für Uns und Unsere Erben, und tun kund menniglich mit diesem Brief, daß für Uns kommen sind Unser getreue Bürger gemeiniglich zu Gaunersdorf,
die Uns demütiglich haben bitten lassen, Ihre von alter Zeit hergebrachte Freiheit, Recht und Privilegien, alt löbl. Gewohnheit und Herkommen
von weil. Kaiser, Könige u. Fürsten von Österreich löbl. Gedächtnis erworben u. bestätigt wurden, besonders von weil. dem durchlauchtigsten,
großmächtigsten Fürsten Herrn Rudolfo den andern Römisch. Kaiser Unsern freundlichen geliebten Brüdern confirmiert und bestätiget wurden,
u. desselben Briefes datiert Prag, der 28. Tag des Monats August nach Christi unseres lieben Herrn und Seligmachers Geburt, eintausend fünfhundert achtundsiebzigsten Jahre den sie Uns originaliter vorgebracht haben, als jetzt regierender Herr und Landesfürst in Österreich auch zu erneuern und zu bestätigen, gewähren.
Da haben wir angesehen die fleißige, demütige Bitte auch den getreuen Gehorsam, darin Ihre Vordern und sie sich gegen denselben unseren
Vorfahren willig zu tun erbitten und haben dadurch und Ihres Nutzens und Aufnehmens willen den Bürgern zu Gaunersdorf und Ihren Nachkommen
alle und jede altbewährte Gnad u. Freiheit Recht, Privilegien, alt löbl. Gewohnheit u. Herkommen sowie davon in Gebrauch sein, u. dazu an Ihren
Freiheiten Dominien sie in Rechtskräftigung setzen mochten unangegriffen und ohne Schaden von landesfürstlicher Macht erneuert u. vermeinen
u. bestätigen Ihnen die auch wissentlich mit diesem Brief was wir von rechtswegen davon bestätigen und meinen u. wollen daß sie bei ihren Kräften
bleiben und sie sich davon gemütlich gebrauchen und genießen sollen, und mögen von allermenniglich unverhindert. Das gebieten wir den Edlen,
unseren Getreuen, allen Vize-Domen, Landmarschall, freien Herren, Richtern, Knechten, Pflegern, Verwesern, Landrichtern, Bürgermeistern,
Ratsherrn, Bürgern, Gemeinden und allen Anderten, erstiglich und festiglich diese unsere Bürger zu Gaunersdorf und ihre Nachkommen wider die
obstehende Gnad, Freiheit, Privilegien, nicht zwingen noch beschweren, sondern sie dawider nichts tun noch das jemand andern zu tun gestatten, in keiner Weise, bei unserer Ungnad und Strafe. Mit Vollmacht dieses
Briefes, besiegelt mit königlichen anhangenden Insiegel dargegeben in Unserer Hauptstadt Wien am Erihtag vor St. Catharina dem zwei und zwanzigsten
Wintermonat, sechzehnhundert zehnten Jahre nach der Geburt Christi, unseres hungarischen Reiches im dritten Jahr.
Matias.
Anno 1619
wurde Kurfürsten Friedrich von der Pfalz die böhmische Krone aufgesetzt und hat sich ganz Böhmen, Lausitz, Schlesien und Mähren des
Kaisers Gehorsam entzogen; nicht minder ist Betlen Gabor, ein Fürst von Siebenbürgen von den Rebellen in Ungarn zum König gewählt worden;
also haben sich Friedrich, der neue böhmische König und Betlen Gabor miteinander verbunden und ging Graf Thurn mit einer großen Armee vor Wien.
Unser Österreich wurde bei diesem Krieg jämmerlich verwüstet. Gaunersdorf hat auch durch Plünderung vieles gelitten.
Anno 1621
bestätigte Kaiser Ferdinand der 2te (später eingefügt: geb.1578 gestorb. 1637)
den Bürgern von Gaunersdorf ihre althergebrachten Freiheiten Privilegien, welche ihnen von seinen hochseligen Vorfahren erteilt und bestätigt worden sind.
Ad mandatum Sac: Cas Maiestatis proprum.
Anno 1638
Bestätigt Kaiser Ferdinand der 3te (später eingefügt: geb. 1608 gestorb. 1657)
den Bürgern von Gaunersdorf zu ihren alten Freiheiten und Privilegien, ihren zwei Jahrmärkten einen auf Unser lieben Frauen Schidung
und den anderen auf Sanct Georgen-Tag, alle Jahr noch den dritten Jahrmarkt auf Sct. Andre Tag, nicht weniger den hievor auf den
Samstag gelegten Wochenmarkt hieviro auf den Erihtag zu halten, erlaubt und bestätigt.
Ferdinand III
Ad Mandatum Sac: Cas: Maiestatis proprium
Anno 1640
starb in Herr Sebastian Spiegel laut nachstehenden Zeilen, welche auf seinem Grabkreuzezu lesen war:
D.O.M.A.
Tod! du bist recht ungebunden, den Mars niemals überwunden,
hat an dir den Sieg gefunden.
Als einundzwanzig Jahr
Sebastian Spiegel war,
Als stund im besten Flor auf seiner Jugend Hügel,
ruft ihn sein Martial mit schönen Jugendblut
mit amüsanten Geist ins Feld mit großen Mut,
führet und machet dreien höchsten Potentaten,
als ein Tapferkeitsspiegel den Soldaten,
zu dienen erstlich dem großen Leopold, Joseph
und Carolo dem Sechsten um den Sold unter Martials (?) Fahne. (unter den Mathis Fah’n?)
Im kürassierten Koller hochlöbl. Regiments,
Fürstens von Hohenzollern und Herrn Obristen.
Baron Hartwig von Weiss.
Von vierundzwanzig Jahre
dient er mit solchem Fleiß. Bei Hochstädt a.d. Main,
am Steetherwald (?) zwei Meilen von Lemberg als der Feind,
gleich den Donnerskeulen, aus Mordkartaunen Blitz
mit Kugeln riss entzwei, streift ganze Glieder weg,
durch Eisen, Stein und Blei.
TRVXTEN GATRO GIORVLLA VI MARTIS RABIES H VICNIL LIBITINAPER CIT.
N.B. Der gemeinen Sage nach ist Herr Sebastian Spiegel als pensionierter Offizier eine Zeit in Markt Gaunersdorf als behauster Mitbürger
gewesen und hat sein Haus von Grund neu aufgebaut; welches derzeit mit No. 56 noch zu sehen ist.
Anno 1645
Bei fortdauernden schwedischen Krieg kam ein großer Teil der schwedischen Armee auf Gaunersdorf und die benachbarten Dörfer und
rückte dieser fürchterliche Feind bis an die Vorstädte Wiens vor; ein anderer feindlicher Schwarm eroberte die Stadt Korneubung und
das feste Schloß Kreuzenstein und die Stadt Krems.
Das Elend des gesamten Volkes und Vaterlandes lässt sich kaum beschreiben.
Gaunersdorf hat bei diesem Krieg alles erdenkliche Elend und Beschwerden erdulden müssen; sehr viele Menschen haben sich geflüchtet,
der größere Teil hat sich aus Furcht in die Erdställe verborgen.
Die Leute, welche dem Feind in die Hände gerieten, die wurden ausgezogen und erbärmlich geschlagen, dann die meisten zu Tode gemartert.
Das flüchtig gewordene Volk, welches da und dort dem Feind in die Hand fiel, wurde ohne Gnade niedergesäbelt.
Sehr viele Menschen sind in den Erdställen von dem Feind mit allerhand stinkendem Rauch erstickt worden.
Dann viele tausend Menschen sind unter der Erde aus Kummer und Hunger gestorben.
Dieses erbärmliche Unwesen dauerte durch ganze fünf Jahre. Bisweilen zog sich der Feind zurück; da kamen wieder kaiserliche Soldaten
und forderten gutes Quartier und mehr als die verarmten Bürger zu geben imstande waren;
bei diesen Umständen blieben die meisten Ackerfelder aus Abgang der Pferde und des Samens ungebaut, auch aus Furcht vor dem herumstreifenden Feinde,
auf den Feldern niedergehauen zu werden, wiees leider 1647 vielem Bürgern und Insassen mit ihrem Leben bezahlen mußten.
Da ist es vorzüglich geschehen, daß bis 50 Personen von dem Feind unvermutet überfallen, umrungen, zusammengetrieben und elendiglich niedergehauen wurden.
Das ist geschehen ausser dem Markt Gaunersdorf, wo sich der Fahrweg auf Mistelbach und Höbersbrunn teilt. Also hat man bei dieser traurigen Begebnis die toten
Leiber bei der Nacht und großer Gefahr gleich in eine Grube auf diesem Platz eingegraben.
Dann ist zu dessen Gedächtnis ein Kreuz auf das mit Menschenblut gefärbte Erdreich gesetzt worden und steht bis heutzutage auf diesem Platz ein gemauertes Kreuz anno 1645.
Denkmal der gefallenen Gaunersdorfer Bürger durch die Schweden 1647. Diese Säule ist durch mich Ed. Lehrl im Jahre 1869 nach der Natur gezeichnet worden. Und derzeit mit folgender Aufschrift geziert, O Herr sei uns Sündern gnädig und barmherzig. Heil. Jungfrau Maria bitt für uns in unserer letzten Todesstunde. Amen! M.W. – 1818. |
Anmerkung: Dieses genannte Kreuz zur Erinnerung für die gefallenen Gaunersdorfer Bürger durch den schwedischen Feind ist in der Nachzeit verfallen. Ist aber jedoch wieder von einem k.k.Oberbäcker des damals nahe gelegenen k.k. Militär-Verpflegs-Magazins mit dem Namen M.W. ein hölzernes Kreuz aufgestellt worden 1818.
Indem aber selbes im Jahre 1862 von einem Sturmwind geworfen wurde, so ließ im Jahre 1863 die Witwe Ausnehmerin Frau Anger Nr. 48 im Markt Gaunersdorf
dasselbe auf ihre Kosten jetzt abgebildete Kreuz aufstellen.
Anno 1645
ist der ganze Markt Gaunersdorf samt Kirche und den beträchtlichen Vordörfern vom Feind abgebrannt und gänzlich eingeäschert worden.
Den großen Schaden, den Gaunersdorf durch viele Plünderungen, Brandschatzungen, Lieferung und Verlust so vieler hundert Menschen und letztlich
durch die gänzliche Abbrennung und Einäscherung der gesamten Häuser und Wohnungen samt allem Brennholz, alle diese Unglücksfälle brachte Gaunersdorf um ihr voriges großes Ansehen. Die Bevölkerung oder Anzahl der Seelen ist mehr als die Hälfte durch diesen Krieg elendiglich ums Leben gekommen; aus so vielen hundert wohlhabenden Leuten wurden lauter arme Menschen.
Das Volk war so wenig und arm, dass kaum die Hälfte der abgebrannten Häuser wieder gebaut und bewohnt wurden.
Es ist anzuführen, daß vor dem Krieg die Häuser des Marktes sich bis an die dermalige Schottergrube und jenseits der Wiesen bis an das Ende der Amtswiese erstreckten.
Wieden Gaunersdorf
War auch beträchtlich groß. Die Häuser waren auf beiden Seiten der Wiesen gegen Pellendorf gebaut und erstreckten sich bis an das Pellendorfer Gemark.
Folgende Schrift ist an der Kirchenmühle in Marmorstein zu lesen:
Nach der schwedische BelEgerung Brin in Mähren ist diese Mihl gänzlich in Aschen gelegt.
Durch mich Joan MichAel Menzler von Königshoven und Elisabeth geborne
Straserin von ReltzeM mein Ehewirtin widerum durch die Genade Gotes erbauet
worden den XX. Sptemb ANNO MDCXLVII
CONCORDIA INSVPERABILIS.
Die Einigkeit der Herzen ist unüberwindlich.
RERVMIRRE CVPERASILI
VMFAELI XOBLIVIO
Eine glückliche Vergessenheit ist es, sich der vergangenen Unglücksfälle nicht zu erinnern.
Anno 1645
Item zum immerwährenden Gedächtnis lässt eine ehrsame Marktgemeinde des Marktes Gaunersdorf alle Jahre am Montag nach dem
Schwarzen Sonntag zu Ehren des hl. Florian ein musikalisches Amt halten, weil an diesem Tage der ganze Markt samt Kirche und Pfarrhof,
Aigen und Wieden Gaunersdorf durch die Schweden abgebrannt und eingeäschert worden ist.
Anno 1659
Wir Leopold der 1. (später eingefügt: geb. 1640, gest. 1705) von Gottes Gnaden erwählter römischer Kaiser zu allen Zeiten,
Mehrer des Reiches in Germanien, zu Hungarn, Böheimb, Dalmatien, Croatien und Slavonien, etz. Erzherzog zu Österreich,
Herzog zu Burgund, Steier, Kärnten, Krain und Würtenberg, Graff zu Tirol und Görtz etz., bekennen für uns und unsere Erben
und tuen kund meniglich, daß uns unsere getreuen lieben Richter, Geschworene und Gemeine unseres Marktes Gaunersdorf,
daß dieselben unter der Regierung des Kaisers Maximilian etliche freiwillige Anleihen zum Nutzen und zur Hilfe der Not in welcher
sich seine Majestät der Kaiser und das Land befanden, leisteten, und bestätigte ihnen dafür die von seinen hochseligen Vorfahren
erteilten Freiheiten und Privilegien, welche auch ihre Nachkommen für immerwährende Zeiten genießen sollen und versprach ihnen,
seinen Schutz und Schirm gnädiglich erhalten zu wollen.
Welche Urkunde, mit unserer kaiserlichen anhangenden Siegelung versehen, in unserer Stadt Wien, den 8. März 1650 unseres
römischen Reiches im ersten, des ungarischen im vierten und des böheimischen im dritten Jahre, gegeben wurde.
Leopold m.p.
M Winzendorf m.p.
Ad mandatum Sacra Cäsarea Maiestatis proprium.
Anno 1670
Ist die Mittagsglocke gegossen worden und mit dieser Schrift geziert:
Domine Jesu Christi
AFVLGVRE ET TEMPESTATE
LIBERA NOS
O Herr Jesu Christi! befreie uns von Blitz und Ungewitter.
Auf dieser Glocke ist der heil. Florian
Mich goss Joachim Gross in Wien 1670.
Anno 1670, den 14. Februarius
erging zu Wien der allerhöchste Befehl, dass alle Juden ohne Ausnahme die Stadt räumen müssen; aus ihrer Sinagoge jenseits der Schlagbrucken in der
Judenstadt wurde ein Gotteshaus gemacht.
Item haben viele der von Wien weggetriebenen Juden sich in Gaunersdorf einzunisten angefangen, und sich von da lang nicht wollen abtreiben lassen,
bis man die ernstgemeinste Gewalt von höherer Behörde angewendet hat.
Anno 1679 bis 1683
war die große Pest in Wien und an vielen Orten in Österreich. Zu Wien starben allein an der Pest einmalhundert zwei und zwanzigtausend achthundert neun und vierzig Menschen. Gaunersdorf hatte auch das Unglück, mit der Pest angesteckt zu werden und wird bewiesen von einer alten Aufschrift an dem Kreuz, welches ausser dem Markt Gaunersdorf neben der Kaiserstraße und dem dermaligen Ziegelofen zu lesen war und lautet also:
Es war das 1682ste Jahr
Als die Pest allhier im Markt war.
Ein Hirt mit 76 Schafen
ist hier durch Pest in Gott entschlafen.
Von dieser Straf uns schützen kann,
Rosalia, Rochus und Sebastian.
D.O.M.A.
Zu Gaunersdorf die Pest geendet ist,
Nach Geburt unsres Herrn Jesu Christ,
Da man zählt tausend sechshundert Jahr,
Und zwei und achtzig, das is war
Am Sankt Rochustag.
Gott behüt uns für seine Plag
Amen.
Eingeklebte Seite mit einer Tuschzeichnung
Abbildung der Pestsäule genau von dem Jahre 1682
und darunter folgender Bemerkung:
Diese Säule ist durch mich Eduard Lehrl Maurermeister im Markte Gaunersdorf Haus Nr 26 derzeit genau gezeichnet worden im Jahre 1869.
Ist mit dem Bildnis der heil. Dreifaltigkeit geziert.
Anno 1683
ist die Bethglocke gegossen worden und mit folgender Aufschrift geziert:
A Peste Patroni, Sitis Anno 1683
Seiet uns Fürbitter um Abwendung der Pest.
geziert mit den Bildern des hl.Rochus, Sebastian und Rosalia.
Auf dem anderen Teil ist zu lesen:
Durchs Feuer bin ich überlassen, Mich goß Joachim Gross in Wien anno 1683
Anno 1683
Anderte Türkenbelagerung der Stadt Wien und glücklicher Entsatz derselben.
Da haben sich viele von Wien flüchtig gewordene Leute in Gaunersdorf aufgehalten und waren fast alle Häuser voll solcher Menschen.
Item sah man den König aus Polen mit vielem Volk durch Gaunersdorf durchziehen, welcher zu dem glücklichen Entsatz vieles beigetragen hat.
Anno 1686
hat Johann Wendler und Katharina dessen Ehewirtin zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit am Martinsdorfer Weg hinter
dem Markte eine Säule darauf die heil. Dreifaltigkeit ruhet, alles von schöner Steinmetzarbeit, machen lassen. Die Kosten beliefen sich auf 15o fl.
Auf diesem Platze sind einige protestantische allhier verstorbene Handwerksburschen und andere fremde Reisende begraben.
NB: zu anno 1686, wo durch Johann und Katharina Wendler die Dreifaltigkeit Säule ist erbauet worden,
ist immer alle Jahre in selber Oktav abends gesungen und gebetet worden bis zum Ave Maria Läuten;
das war am Dreifaltigkeitssonntag, Fronleichnamstag und dem nächstfolgenden Sonntag; im Jahr 1875 war selbe Verehrung zum letzten Male.
Eduard Lehrl
Anno 1690
ist die Schule zu Gaunersdorf neu erbaut worden.
Anno 1691
wütete die Pest in Wien und den Vorstädten; es ergriff das Übel auch schon einige Märkte und Dörfer auf dem Lande,
doch auf kluge Vorsehung und herannahenden Winter wurde es bald zu Ende gebracht.
Anno 1692
starb Herr Peter Heinrich Frühwirt k.k. Postbeförderer in Gaunersdorf, welcher in seinen Lebzeiten willens gewesen war,
ein ewiges Licht für die Pfarrkirche zu Gaunersdorf zu stiften, welches auch nach seinem Tode geschehen, wie es nachstehende Urkunde beweist.
Er wurde sodann in die Pfarrkirche neben dem Taufstein begraben und über sein Grab folgende Grabschrift in Marmor eingehauen:
Hier liegt begraben der Edlueste Herr Petter Hainrich Fruhwürth gewester
Postbefirderer in Gaunersdorf so gestorben den 6ten Aprill 1.692 seines
Alters im 37ten Johr dem Gott ein fröliche auferstehung Verleichen wolle
Anno 1692
ist zur Ehre Gottes das ewige Licht für die Pfarrkirche zu Gaunersdorf folgendermaßen auf ewig gestiftet, wie nachfolgender
merkwürdiger Stiftungsbrief wörtlich vorweiset und bestätiget:
Zu vernehmen wasmaßen weiland Herr Peter Heinrich Frühwirth gewester k.k. Postbeförderer in dem kaiserlichen Markt Gaunersdorf
nunmehr selig noch bei seinen Lebenszeiten aus gut geneigten Gemüt gewesen und Eifer der Ehre Gottes bei jüngst vorgenommener
notwediger reparis und Wiedererhebung des fast stündlich zum Einfall bereit gewesenen Gotteshauses und Pfarrkirche zu gemelten
Gaunersdorf bei unserer lieben Frau auf dem Berg genannt, zu besserer Bestreitung der dazu erfodernder grossen Ausgaben einen
Beitrag und Hilfe mit vierhundert Gulden zu tun dergestalten gesonnen gewesen, daß dagegen von nun an fürohin in Ewigkeit,
zu mehreren Ehr und Glory Gottes, auch sein Frühwirths und den seinigen armen Seelen Heil eine brennende Ampel in
gemelten Gotteshaus bei dem Hochaltar daselbst auf des Gotteshauses eigene Unkosten sollte aufgerichtet und beständiglich
unterhalten werden. Wenn das aber Er Herr Frühwirth vor Einrichtung dieses wohlgemeinten guten Werkes mit zeitlichem Tod
abgangen, als hat anjetzo dessen nachgelassene Witib, die tugendsame Frau Maria Elisabetha Frühwirthin, diese obengenannte
gute Meinung wirklich ins Werk gesetzt und die besagten vierhundert Gulden in lauter guten baren Geld zu der Kirchenlade und
deren verordneten Kirchenvätern Handen ohne Abgang erlegt und bezahlt.
Diesemnach dann wird hierauf von ihro Hochwürden und Gnaden, dem Hochwürdig in Gott andächtig auch wohl edel und hochgelehrten
Herrn Sebastiano Abten des. löbl. Stifts und würdigen Unser lieben Frauen Gotteshaus zu den Schotten in Wien,
den röm. kayserl. majest. Rat und einer löbl. N.Ö.Landschaftsverordneter als obengemeldeten Gotteshaus und Pfarrkirche zu
Gaunersdorf Vogt und Lehenherr, obgenannter Frauen Maria Elisabetha Frühwirthin Witiben und allen dero Erben hiemit zugesagt und versprochen,
angeregtes Ewiges Licht im mehrbesagten Gotteshaus zu Gaunersdorf vor dem Hochaltar daselbst anjetzo gleich anzünden und dann fürohin
zu ewigen Zeitenbrennen zu lassen. Dieses ist auf ewig fest und unverbrüchlich zu halten angelobt und versprochen worden.
Es zusagt auch oben hochgedacht Ihre Hochwürden und Gnaden der Herr Abt zu den Schotten als Vogt und Lehensherr von sich und dero
Successores ob diesem allen statt und feste Hand zu halten, auf dass weder im einen als anderen einiger Mangel nicht erscheine, noch
weniger was unterlassen werde und sollen hierüber Herr Marktrichter und ein ehrensamer Rat des kaiserl. Marktes Gaunersdorf verbunden sein,
wenn etwa künftig wider alles Verhoffen einige Nachlässigkeit in Unterhaltung dieses Ewigen Lichtes sich ereignen sollte, solches alsogleich
hochgedacht Ihro Gnaden dem hochwürdigen Herrn Abten zu den Schotten oder deren Herrn Succesores zu hinterbringen alles getreulich und ohne Gnade.
Dies alles zu mehren Urkundt sind dieses Stiftsbriefes vier gleiche Exemplaria aufgericht von Markt Gaunersdorf Ihro Hochwürden und Gnaden dem
Herrn Abbten als Vogt wie auch von der Frauen Frühwirthin Witiben dann ihren hiezu erbetenen zweien Beyständen als Herrn Johann Wendler
dermaligen Marktrichter und Herrn Mathiasen Scheiblauer bgl. Bäcker allda in Gaunersdorf mit Handschrift und Petschaft bestätiget, davon ein
Exemplar in das löbl. Stift Schotten Archiv des anderen in die Kirchenlade in Gaunersdorf, das dritte der Frauen Frühwirthin und das vierte
und letzte in die Gaunersdorfer Bürgerlade erlegt, eingehändigt und aufbehalten worden.
Actum Gaunensdorf in dem Pfarrhof den fünfzehnten Monatstag July nach der gnadenreichen Geburt unseres Erlösers Heylandt und Seligmachers Jesu Christi.
1692.
Maria Elisabeth Frühwirthin
Sebastian Johann Wendler Marktrichter
Abt zu den Schotten Mathias Scheiblauer
Anno 1696
da ward das mirakulöse Marianische Gnadenbild von Pötsch aus Ungarn auf Befehl des kaiserl. Hofes auf den 7. Juli nach Wien gebracht und mit
grosser Andacht bei St. Stephan beigesetzt.
Nicht minder hat man in der Pfarrkirche zu Gaunersdorf einen neuen Altar erbaut und mit dem Bild Maria Pötsch geziert und zu dessen Ehren eingeweiht.
Anno 1698
im Monat May sah man zu Gaunersdorf die unterwegs begriffene moskowitische Gesandtschaft, wobey sich der Czar Petrus Alexowitz selbst persönlich,
wiewohl in Cognito befunden, allhier mit grossem Gefolge durchreisen.
Anno 1702
ist an der Pfarrkirche zu Gaunersdorf das Prespiterium und der Kirchen Turm aufgebaut worden; vorhin hatte die Kirche kein Prespiterium und keinen Turm.
Man hatte vor diesem Bau das alte feste Stadttor, welches da stund, wo dermalen der Aufgang über die steinernen Stiegen bis an den darmaligen Eisen Gatter ist,
und den darüber gebauten grossen Turm, auf dem das Geläute und die Uhr stunden, samt den starken und weitläufigen Mauern um den Friedhof abgebrochen
und sind diese Materialien zu gesagtem Bau gebraucht worden; dann ist die dermalige Frithof Mauer sambt dem Beinhäusel gebaut worden.
Da ist es auch geschehen, dass der tiefe Festungsgraben um die Kirche und den vormaligen Gebäuden völlig angeschüttet worden,
in welchem dermalen lauter Kleinheisel stehen und gar kein Andenken mehr zu sehen ist.
Anno 1702
ist die große Glocke für die Pfarre Gaunersdorf gegossen worden wie folgende Aufschrift zeiget:
anno 1702 goss mich Johann Achamer kais. Stuckgießer in Wien.
Dann ist Christus am Kreuz und die unbefleckte Mutter Gottes, dann der hlg. Sebastian zierlich gegossen zu sehen.
Regnante R.M.G.Per. Illustri. A.C.A.M.P.Lmo. Domino Domino Sebastiano
Abbas te Viennae.
Ad Scotos Ejus Vicario P. Amando Eiseberner Ibidem et Judice Joannes
Wendler Gaunersdorfensis
Anno 1704
den 22. August war die Hand Gottes schwer über Gaunersdorf, da nämlich eine fürchterliche Feuersbrunst in Zeit von einer
Stund den ganzen Markt, Aigen Gaunersdorf, den Pfarrhof und die Kirche zu Aschenheiser machte und alles verzehrte;
das wunderbarste war aber, daß in der Pfarrkirche das einzige Altarbild mitten in den Flammen nicht verzehrt wurde, welches Bild bis
heutigen Tages noch in der Sakristei sorgfältig aufbewahrt wird und mit folgender glaubwürdiger Aufschrift geziert ist:
Die Flammen des Feuers haben mich umgeben 1704 den 22. August und
in mitten denen Flammen bin ich nicht verzehret worden.
Anno 1704
Nachdem wie gesagt durch Feuer der Markt Gaunersdorf gänzlich eingeäschert, da hat man zu Gott gelobt und versprochen,
am Tage des hl. Florian zur Ehre Gottes und dieses Heiligen eine Prozession in dem Markt zu halten, das ist mit dem allerheiligsten Sakrament,
wie die Fronleichnamsprozession mit aller Feierlichkeit und Verehrung gelobt und versprochen alle Jahr und künftigen Zeiten ewiglich zu halten festgesetzt.
Anno 1704
Bei fortdauernden Krutzenkrieg mußten die Bürger und Bewohner Gaunersdorfs zur Abhaltung des Feindes die Schanze an dem Marchstrome errichten helfen;
da aber die ungarischen Rebellen oder Krutzen mit großer Macht und Gewalt die Verschanzungen überstiegen, das Land jämmerlich zu verwüsten anfingen,
die Stadt Zistersdorf eroberten und Gaunersdorf in der Gefahr war, so wie die benachbarten Dörfer verheert zu werden, da haben die Bürger zu Gaunersdorf
ihre besten Sachen in die Erdställe verborgen und auf dem Wachtberg einen sehr hohen Steigbaum errichtet, auf welchem Tag und Nacht 2 Mann die Wacht hielten.
Da aber auf einmal der Feind von Obersulz her auf Gaunersdorf anrückte und willens war, die ganze Haltvieh von der Halt oder Viehweid wegzutreiben.
dieses feindliche Vorhaben wurde alsobald von den Bürgern bemerkt, das gesamte Vieh in Sicherheit gebracht, die Bürger versammelten sich augenblicklich
auf dem Wachtberg und gingen dem Feind beherzt entgegen und gaben aus allen ihren Schiessgewehren Feuer.
Da machte der Feind Halt da er sah, daß man Gewalt mit Gewalt messen will, zogen sich die Krutzen wieder zurück.
Ein Mann von dem Feind hat sich aber zu weit von den Seinigen entfernt und ist den Gaunersdorfer Bürgern als Gefangener in die Hände gefallen,
und ist in Eisen geschlossen nach Wien abgeführt worden.
Eingeklebtes Blatt mit Tuschzeichnung „Denkmal von dem Krutzen-Krieg anno 1704“ mit folgender Bemerkung:
Diese Säule ist durch mich Eduard Lehrl im Jahre 1869 nach der Natur aufgenommen worden und mit den Bildern der heil. Dreifaltigkeit und Mariahilf derzeit gezieret gewesen.
Anno 1713
Starben in Wien an der Pest vom Jänner bis Feb. 1714 8644 Personen.
In Gaunersdorf vom 13. August 1713 bis 20. November desselben Jahres 16 Personen.
Im selben Jahre hat ein Fleischhauerknecht die Pest an seinem Leib von Wien nach Gaunersdorf gebracht und das
Haus Nr. 36 wo er einkehrte, angesteckt.
Er starb und nach seiner die sämtlichen Hausleute an der Pest; diese Personen sind außer dem Markt zwischen der
Kaiserstraße und den Ziegelhütten bei dem gemauerten Kreuz begraben.
Item das Haus Nr. 3 ist auch von der Pest angesteckt worden und sind sämtliche Hausleute bis auf einen kleinen Buben an der Pest gestorben.
Merkwürdig war es, dass 2 Buben länger als die übrigen Hausleute lebten.
Der ältere Bube hat dem jüngeren in währender Krankheit einen Stoß auf einen Pest Tipel gegeben und solcher ist fließend geworden und hat sich die Pestkrankheit an seinem Leibe zu bessern angefangen, ist wieder frisch und gesund geworden, daß er ein recht alter Mann geworden ist; sein Bruder aber der ist gestorben.
Nicht minder merkwürdig machte sich ein Bürger im Markte Gaunersdorf namens Trinkler, Haus No. 5 durch ein altes
Hausmittel von der an seinem Leib habenden Pest wieder frei.
Trinkler führte zur Zeit der Pest Wein zu seinem bekannten Wirte. Die Wirtin lag an der Pest krank und Trinkler bekam die Pest durch das Anschauen der Wirtin.
Er verspürte das Pestübel im Nachhausefahren an seinem ganzen Körper. Da faßte er den Entschluß, sein Hausmittel zu gebrauchen.
Wie er nach Haus kam, nahm er Hauen und Schaufel und ging rückwärts seines Hauses an den Wachtberg und grub sich ein tiefes Loch,
daß er sich wohl verbergen konnte, da entdeckte er seinen Hausgenossen seine an ihm habende Pest und begehrte die im Monat May
durch ihn aufgespießten Kroten, diese aufbewahrten Kröten band er sich auf die Pestbeilen, welche das ganze Gift an sich zogen.
Die von ihm gedörrten Kröten wurden so dick und voll, als ob sie bey Leben wären und Trinkler wurde besser und gesund und lebte noch viele Jahre,
ohne dass seine Hausleute oder andere Menschen durch ihn sind angesteckt worden.
Anbey hat Mann in Gaunersdorf alle erdenkliche Vorsicht gebraucht, der Pest Abbruch zu tun; es wurden Tag und Nacht die Häuser mit
Kranawet und Kranawetenholz geraucht. Den Bewohnern Gaunersdorfs war aufs strengste verboten, auf andere Orte zu gehen,
die Kaiserstraße und alle Zugänge waren gesperrt und waren Wachter aufgestellt und wenn aus der Nachbarschaft jemand ankomme,
etwas Unentbehrliches von den allhiesigen Handelsleuten zu kaufen, so mussten solche das Geld in eine Schüssel voll Wasser legen und sodann wurde von den Gaunersdorfer Bürgern diesen Partheien das anverlangte geholt und diesen überreicht.
Bei großer Pestgefahr, da schon einige Häuser an der Pest ausgestorben und das Übel allen Bewohnern Gaunersdorfs vor Augen stund,
da hat man zu Gott gelobt, zu der allerseligsten Jungfrau Maria, zu den Pestpatronen Rochus, Rosalia und Sebastian die Zuflucht genommen,
und versprochen, alle Jahre am Tage des hl. Sebastian ein sollenes Prozession, wobei das hochwürdige Gut mitgetragen und vier Evangelien
abzusingen, beschlossen. Und ist wirklich dieses Jahr und nach diesem allzeit diese Prozession an dem nämlichen Tag mit großer Andacht im
Markt Gaunersdorf gehalten worden, wobei nicht nur die zahlreiche Pfarrgemeinde, sondern viele benachbarte Gemeinden sich einfanden.
Hauptsächlich die Pfarre Großschweinbarth kam allzeit mit der Prozession, geführt durch ihren Seelsorger und brachten alljährlich zu Ehren
des heil. Sebastian eine große Wachskerze, die im Werte 15 fl ausmachte, zu einem Opfer, und ist solche Kerze beim Altar des heil. Sebastian
aufgesteckt worden und ist bey dem Gottesdienst durch das ganze Jahr angezündet worden.
Anno 1716
Nach überstandener Pestgefahr stieg Eifer und Frömmigkeit, dass die Pfarrkinder zu Gott gelobten, alle Jahre zu Ehren der Mutter Gottes und zu
Ehren der heil. Pestpatrone, eine Prozession auf Groß-Maria Zell zu verrichten und wurde der 2te Tag nach Bartholomäus, der 26. August festgesetzt.
Diese Prozession wurde allzeit durch einen Pfarrgeistlichen geführt, welcher bei dem Abzug von Gaunersdorf bei dem Fronauer Kreuz das Volk
zu dieser vorzunehmenden Andacht mit einer Predigt aneiferte und sodann bei der Zurückreise bei diesem Kreuz auch wiederum die Opferungsrede hielt.
Für den Geistlichen wurde von Seite des Marktes zu dessen Fortkommen eine Kalleß mitgeführt, auch die Bruderschaft zierte diese Prozession.
Es wurde auch ein Wagen für die Bruderschaft und die Prozessionsgerätschaften mitgeführt; auch war dieser Wagen bestimmt, die Ermüdeten
oder Kranken mitzuführen. Diese Prozession war alle Jahre recht volkreich; erstlich durch die zahlreichen Pfarrkinder, zweitens weil bei dieser Prozession
eifrig gebetet und gesungen wurde und die schönste Ordnung beobachtet wurde, als haben sich sehr viele Menschen aus der Nachbarschaft dann zugesellt
und sind manchesmal bis 500 auch bis 800 Personen diesen weiten Weg gereiset.
Anno 1715
ist die Statue des heil. Benediktus errichtet worden und mit nachstehender Aufschrift geziert:
Archistratego. Benediktin horum. Ex Venerationes Ita
auf Kosten des Herrn Johann Lettner k.k. Postmeister in Gaunersdorf.
Degenhart
Anno 1717
ist durch Herrn Johann Lettner, k.k. Postmeister in Gaunersdorf die Sterbeglocke angeschafft worden, hat dafür bezahlt 60 fl; und mit nachstehender Aufschrift geziert:
„1717 goss mich Franz Zehtner in Wien“
Dann ist zu sehen die h.h. Gregorius, Rochus, Sebastian und Rosalia; auf dem anderen Teil der Name des Stifters: „Johann Lettner, k.k. Postmeister in Gaunersdorf“.
Anno 1717
Ist das ehemalige Gaunersdorfer Gericht am Mistelbacher Weg auf dem Steinheidel an der Schricker Grenze,
bekanntlich ein zweifacher hölzerner Galgen, zerfallen und nicht mehr errichtet worden, auf welchen Platze die sich selbst Endleibten
Personen vor und nach der Zeit sind verscharrt worden.
Anno 1718
hat Herr Johannes Lettner, k.k. Postmeister und kaiserl. Marktrichter in Gaunersdorf, zur Ehre Gottes und zur Zierde unserer Pfarrkirche den
herrlich und kostbaren von lauter Marmorstein erbauten Hochaltar auf seine Kosten errichten lassen und mit dieser Aufschrift geziert:
D. - O. - M.
B: M: V: ACS. GEOIRGIO. HANGARAMEREXIT
Joanes Lettner Anno 1718.
Dann hat er das Oratorium und die Todten Gruften auf seine Rechnung bauen lassen, item den Apostelleuchter nebst anderen Kirchenzierden erfertigen lassen.
Dann das Weiße Kreuz oder den von lauter Steinmetzarbeit künstlich gehauenen Calfaryberg, Christus am Kreuze, die Muttergottes,
Maria Magdalena, den heil. Johannes, die Figuren lebendig groß samt dem ganzen Geländer von Stein gehauen,
durch Herrn Oxner in Mistelbach auf das allerkünstlichste hergestellt.
Die gesamten Kosten beliefen sich über 700 fl.
Auf dem Platze, wo dieser Kalvarienberg steht, ist vor alter Zeit die Pfarrkirche gestanden, das sagen die alten Menschen, daß sie solches von
ihren Groß- und Urgroßeltern haben einhellig erzählen hören.
Anmerkung: Bei Legung des Grundsteines sagt Andreas Kainz sei er Augenzeuge gewesen, daß der Stifter Herr Joh.Lettner eine ganze Hand voll Dukaten in einen
ausgehauenen sehr großen Stein gelegt hat, welcher sodann verschlossen und der Kreuzesstamm auf diesen Stein gestellt worden sei; diese Aussage ist gegeben worden 1803.
(später dazugefügt „durch Martin Merk.“)
Anno 1718
sind durch nachstehende Guttäter zur Auszierung unserer Pfarrkirche die vier Erzengel erfertiget worden, und mit folgenden Aufschriften gezieret.
S: ARCH = MICHAEL. F.F. Michael Kling 1718.
S: ARCH = GABRIEL. F.F. Joannes Marx 1718.
S: ARCH = RAPHAEL. F.F. Thomas Ruep 1718.
S: ANG = CUSTS. F.F. Michael Kling 1718.
Anno 1719
sind die Rats Stand in der Kirche von einem ehrsamen Rat aus ihren Mitteln bezahlt worden.
Ist alsdann beschlossen worden, so oft einer in die Ratsstühl kommt, so soll er zu bezahlen derw. zu schuldig Po: 4 fl. denen Ratsverwandten.
Gemeinde Protokoll, folio 2.
Anno 1719
sind zur Auszierung der Pfarrkirche zu Gaunersdorf die sechs großen Bilder der Heiligen durch lauter Pfarrkinder ihre Freigebigkeit
gemacht worden, als nämlich der Heil. Johannes Nepomuk, der hl. Karolus Borromäus, der heil. Odilo, der heil. Plazidus, der heil. Mauro und der heil. Burkhartus.
Nicht minder sind sämtliche Kirchentüren durch lauter Pfarrkinder mit allem Zugehör hergestellet worden.
Degenhart
Anno 1719
hat der Markt Rath zu Gaunersdorf für sich die schönen Betstühle auf ihre eigene Rechnung in der Pfarrkirche machen lassen.
Dem Tischler, Bildhauer, Vergolder und Schlosser für ihre Arbeit bar bezahlt 400 fl.
Alles zur Ehre Gottes und Zierde der Pfarrkirche.
Anno 1719
den 18. März ist im Beisein des Herrn Marktrichters Johann Lettner und eines ehrsamen Rates samt der ganzen Bürgerschaft,
wie auch der Frau Sabina Wendlerin, als dermalige Besitzerin der Mühl dahin verglichen worden, daß die sogenannte Stierwiese
neben der Fischgasse, sollte ewig bei der Mühle bleiben, mit deß Geding, daß allda auch ewig bei der Mühl der Gemein Stier sollte
ohne Bezahlung ausgehalten werden; zu dessen Unwiderruflichkeit wird solches hier protocoliret.
Sollte wider alles Verhoffen der Gemein Stier nicht wohl gehalten werden, so hat eine ehrsame Bürgerschaft die gemeldete Wiese wiederum zurückzunehmen.
Fol. 13 Gemein protocol.
Höchst notwendige Anmerkung was sich nach einigen Jahren wegen dem Gemein Stier zugetragen. Josef Winkler, Müllermeister, wußte,
daß der Heu- und Grumet Genuß von der Stier Wiese ihm zustünde, aber er ließ dem Gemein Stier das benötigte Futter nicht geben,
so daß dieser ein schlechtes Aussehen bekam. Die Gemeinde wollte also diese Wiese einem anderen Bürger geben, gegen der
Bedingnis dem Gemein Stier seine Nahrung wie es sich geziemt erhalten soll.
Aber Josef Winkler führte mit der Gemeinde einen langwierigen Prozeß. Die Gemeinde hat bis 5.000 fl verprozessiert und endlich hat
sich Josef Winkler eingelassen an den Stier seine Notdurft reichen zu lassen und selben besser zu pflegen und auf die Erklärung hat
die Gemeinde dem Josef Winkler die Wiese und den Stier wieder gelassen. Und nach einigen Jahren beging die Gemeinde die Torheit
den Josef Winkler zum Markt Richter zu machen, einen Mann welcher der Gemeinde so viel Verdruß und Schaden zugefügt hatte.
Nach dessen Tod sind so dann alle Akten und Schriften durch den Marktschreiber und Martin Merk untersucht worden, da hat sich von
dem langwierigen geführten Stier-Prozeß keine Silbe mehr vorgefunden, so daß die Marktgemeinde heut oder morgen bei ähnlichem Fall
nicht einen Buchstaben aufzuweisen hat, und wird gezwungen sein einen neuen Prozeß abzuführen.
Aber liebe Gaunersdorfer, warum habt ihr einen solchen Mann, welcher euch so viel Schaden und Verdruß gemacht, zum Marktrichter gemacht?
Oder warum hat man die abgeführten Prozeßakten nicht in die Gemeindekassa gelegt? Ihr habt ihm die günstige Gelegenheit gegeben, alles zu beseitigen,
was ihn dünkte hinderlich zu sein.
Nicht minder hat er das Bannbuch auch aus der Welt geschafft, welches aber wieder zu erheben wäre, wie und wo,
das habe ich an einem andern Orte des Buches schon angezeigt.
Anno 1719
hat Matthias Stöger die Statue des hl. Johann von Nepomuk auf seine Kosten zur Zierde der Pfarrkirche machen lassen; und mit nachstehender Aufschrift gezieret:
Posui Orimeo Custo
Diam cum
Peccator Consiteret Adversu
M.E.P.S.38
Durch meine Verschwiegenheit wollte ich den Sünder bekehren.
Anno 1720
Dannach der wohledle Herr Johann Lettner, k.k. Postmeister in Gaunersdorf aus sonderlicher Devotion der löbl. Pfarrkirche und Gotteshaus zu Gaunersdorf
unter heutigem Datum eine Summe Geld, benanntlich eintausend zweihundert Gulden bar dargezahlet, unwiderruflich gegeben gewidmet und eingehändigt,
also und dergestalten, daß selbes mit diesem Kapital den 1200 fl, nutzen schaffen und nach Belieben handeln und wandeln und gleich anderem wahren
Eigentum jederzeit disponieren könne und möge. Hingegen obligiert und verbindet sich
Obgedacht löbl. Gottes und Pfarrkirche durch dero dermalen Verordneten respektive Herrn Vorsteher mit Begebung aller von Menschen Sinn erdenklichen
exceptionen absonderlich auf erhaltenen Consens und Einwilligung des hochwürdigen in Gott wohl edel gebornen und hochgeehrten Herrn Carolli Abbtens
zu den Schotten in Wien und zu Töelk in Hungarn, als Patroni ecclesia von ihm Herrn Lettner fordere, erstlichen alle Wochen ein heil. Messopfer; item ohne
diesen wöchentlichen auch alle Monat ein heil. Mess lesen, nicht weniger alle Quartal ein gesungenes Ambt, dann jährlich noch einen Jahrestag gebräuchlich
halten zu lassen, und sollte von ein jeder Mess dem verordneten Pfarrer Vikario ein halber Gulden, von einem gesungenen Amt und Jahrtag aber ein Gulden,
und dem Schulmeister 30 kr. dessentwegen unausständig bezahlt und entrichtet werden; aller übrige von diesem gestifteten Capital zu 1200 fl etwa schaffende
Nutzen wohlermelten löbl Gotteshaus in perpetuum allein eigentümlich zugehörig sei und verbleiben alles getreulich und ohne Gefährdung dessen; zu wahrer
Urkund sei dieses Instrument respektive Stiftsbrief in drei gleichlautenden Exemplaren aufgerichtet, von hochgedacht ihro Gnaden Herrn Abten zu den Schotten
zur Bezeugung des hiezu erteilten Consens eigenhändig unterschrieben, sodann sowohl vor dem dermaligen verordneten Herrn Pfarrer Vikario als auch
denen bestellten Kirchenvätern gefertigt und hievon ein Exemplar gedachten Herrn Lettner eingehändigt worden.
So geschehen Gaunersdorf den 15. Jänner 1720.
Carolus Abt zu den Schotten Johann Lettner, k.k. Postmeister
P. Blazidus Kleemann, Pfarrer und Marktrichter
Simon Naymayer, Kirchenvater Christian Trinkler, Kirchenvater
Vorstehender Stiftsbrief ist dem Original gleichlautend abgeschrieben worden.
Anno 1721
hat der Herr Marktrichter Johann Lettner für die Gemeinde 12 lederne Feuer Amper erkauft und 6 Feuerspritzen,
welche in seinem Haus alle Tage zu finden sind. Sind ihm auch gleich richtig bezahlt worden.
Anno 1722
den 1. Jänner hat eine ehrsame Bürgerschaft dem Michael Kling aus einer gewissen Ursache den Salzhandel gelassen,
für das Jahr 15 fl, mit dem Geding, so lange es der ehrsamen Bürgerschaft beliebt, oder dem Michl Kling frei, aufzukünden.
Gemeinde Protokoll folio 7
Dieser Salzbestand (Pachtgebühr) ist laut Protocoll durch 15 Jahre an die Gemeinde richtig bezahlt worden.
Anno 1722
den 23. Jänner hat eine hochlöbl. NÖ. Regierung an beide Landgerichte Wolkersdorf und Gaunersdorf den Befehl erteilt,
daß zur Sicherheit der Reisenden auf der Hochleiten ein Wachthaus auf 40 Mann und so viel Pferde herzustellen sei,
welches sodann auch geschehen und haben sich die gesamten Auslagen auf 1949 fl und 23 Kr. erstreckt, wozu der Markt Gaunersdorf gezahlt
hat laut Quittung in dem Markt-Archiv 640 fl 57 Kr.
Anno 1723
sind die Altäre, zuerst der Altar des hl. Benediktus, dann der Altar des hl. Sebastian durch Freigebigkeit lauter Guttäter in unserer
Pfarrkirche gebaut worden und mit nachstehenden Aufschriften geziert:
Sanctus Dive.= Sebatiane
Benedictus Patronus
Agonizantium Pestieeror vm.= Patrones
VCCVRRE
Heiliger Benediktus, ein Heiliger Sebastian
Patron der Sterbenden ein Patron wider die Pest
Anno 1723
erlitt Gaunersdorf einen sehr harten Stoß, da nämlich mitten im Markte eine Feuersbrunst entstand, welche in Zeit von 2 Stunden
den dritten Teil von dem Markte zu Aschenhäusern machte; es ist also von No. 1 bis an die Gasse zu der Marktmühle alles in Rauch aufgegangen.
Anno 1724
Edelhofer, ein Bürger, Haus No. 2 im Markte Gaunersdorf, dieser hat 3 Kinder allein zu Haus gelassen, die Kinder stiegen in die
offene Mehltruhe und spielten,da fiel ungefähr der Mehltruhendeckel zu und die Kinder erstickten alle im Mehl.
Anno 1725
wurde der hl. Johannes auf dem Platze, wo dermal der hl. Benediktus steht, weggenommen und in Aigen Gaunersdorf an
dem Weidenbache auf ein neues Postament gesetzt und renoviert. Auf dem Postament ist folgende Aufschrift zu lesen:
DIVO
Joanni Nepomuceno Perpetuo
honoris Conservatori
Zu Ehren des Hl. Johann von Nepomuk, ein Beschützer vor Schand und Spott.
Anno 1727
wurde für die Pfarre Gaunersdorf zu der Sebastiany Bruderschaft auch die Christenlehrbruderschaft beigefügt, unter dem Namen vereinigte
Sankt Sebastiany und Christenlehrbruderschaft unter dem Schutz und Titel des heil. Sebastianus und der hl. Anna.
Anno 1730
war der Hornviehumfall im Markt Gaunersdorf. Das Vieh bekam zuerst geschwollene Augen, sodann hörte der Magen auf zu verdauen und war
auch kein Mittel solches zu retten. Es ging alles zu Grunde bis auf 5 Stück und das geschah in Zeit von 5 Wochen.
Sodann hat die bedrängte Marktgemeinde ihre Zuflucht zu Gott und die Fürbitte des hl. Leonhard genommen und feierlich gelobt und versprochen,
alle Jahre am Tage Leonhard ein solenes Hochamt halten zu lassen, welches alle Jahr bis auf den heitigen Tag und so lang als der Markt Gaunersdorf wird stehen,
gehalten werden wird. Bei dieser Feierlichkeit versammeln sich die Pfarrkinder allzeit zahlreich, wohlwissend, was großen Schaden ihre Voreltern gelitten haben.